Die Satirezeitschrift Eulenspiegel entstand unter der Mitwirkung des ostdeutschen Pressezeichners und Karikaturisten Heinz Behling. Allein im Eulenspiegel veröffentlichte er insgesamt 2.675 Karikaturen und prägte damit ihr Erscheinungsbild wie kein anderer. Daneben belieferte er auch Zeitungen und Zeitschriften mit seinen Karikaturen über den Alltag in der DDR.
Heinz Behling wurde am 9. Oktober 1920 im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg geboren. Nach achtjähriger Schulzeit in der Volksschule entwarf er von 1934 bis 1939 wechselnde Reklameplakate für Kinos an und zeichnete nebenher erste Karikaturen. Von 1939 bis 1945 war er Soldat der Wehrmacht und geriet bei Kriegsende in sowjetische Gefangenschaft. Dort musste er eine „Antifa-Schule“ besuchen, die für deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion eingerichtet worden waren. Walter Ulbricht bezeichnete deren Unterrichtsziele so: „Der Aufenthalt im Lager muss zu einer Schule für den deutschen Soldaten werden, damit möglichst viele als antifaschistische Kämpfer nach Deutschland zurückkehren.“
Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft arbeitete er von 1949 bis 1950 zunächst als Walzwerker in Henningsdorf und durfte anschließend bis 1953 an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee studieren. Da war er bereits als Pressezeichner für das Humorblatt Frischer Wind tätig, das damals von der Sowjetischen Militäradministration gegründet worden war. Daraus wurde dann ein Jahr später unter seiner Mithilfe der Eulenspiegel.
Seine satirischen Zeichnungen gestaltete Behling in der Tradition des alten Simplicissimus – sein großes Vorbild dort war► Th. Th. Heine. Wie einst Heine setzte er sich engagiert und humorvoll für Anliegen ein, die ihm und anderen Menschen wichtig erschienen. So wurde er als Chronist des DDR-Alltags bald zum Publikumsliebling. Über die überall in der Politik verbreitete Schönfärberei spöttelte er hintersinnig: „Die Hauptaufgabe der bildenden Kunst besteht darin, unsere Erfolge abzumalen, und wenn möglich noch schöner.“
1953 gehörte Behling zur „Arbeitsgruppe Wittkugel“, die das DDR-Staatswappen entwarf. Außerdem schuf er Bühnenbilder, unter anderen für das Kabarett-Theater „Die Distel“, für die er auch Programmhefte und Plakate gestaltete. Ende der 50er Jahre trat er selbst als Kabarettist im Fernsehen auf und verkörperte 1987 den Maler ► Heinrich Zille in dem Fernsehfilm „Claire Berolina“.
Weithin bekannt wurde er durch seine Kinderbuchillustrationen, wie „Alarm im Kasperletheater“, woraus dann 1960 ein 16minütiger Zeichentrickfilm entstand. In Zusammenarbeit mit dem Lyriker Nils Werner gestaltete er weitere Kinderbücher, die nicht nur in der DDR zu Klassikern wurden: „Teddy Brumm“, „Der rabenschwarze Papagei“ oder „Als Sandmann noch ein Kind war“.
Als Karikaturist wurde er bei Auszeichnungen mit Kunstpreisen natürlich übergangen. Grund genug, daraufhin augenzwinkernd und zusammen mit dem Kabarettisten Edgar Külow den Satirepreis „Der EDDI“ für Nichtwürdenträger zu stiften, der von 1981 bis 1988 an Kabarettisten und Karikaturisten verliehen wurde und nun seit 2013 erneut wieder.
1985 als Rentner erhielt er den Goethepreis der Stadt Berlin, arbeitete aber auch nach der Wende weiter für den Eulenspiegel und engagierte sich gegen Kriegseinsätze jeglicher Art.
Heinz Behling starb am 5. Juni 2003 im Alter von 82 Jahren.
(hhb)
Quellen:
Eulenspiegel: Karikaturist Heinz Behling gestorben / Mitteldeutsche Zeitung 5.6.2003
Das Letzte in Kürze /Deutschlandfunk 5.6.2003
Heinz Behling / Comicmuseum Neubrandenburg