3. Mai 2024
Marc Rath, Chefredakteur Volksstimme / Mitteldeutsche Zeitung: Medien sollten sich hinterfragen, ob sie vielfältig und differenziert genug sind
Artikel 5 des Grundgesetzes ist im Redaktionsalltag gelebte Praxis / Begleitung auf Demonstrationen zum Schutz der Redaktionskollegen / Lokaljournalismus ist die direkteste Form des Journalismus / Für eigene Veranstaltungen werden von Fall zu Fall Schutzkonzepte mit örtlichen Behörden abgestimmt
Hamburg 3. Mai 2024 – „Der Artikel 5 unseres Grundgesetzes ist im Redaktionsalltag gelebte Praxis und so selbstverständlich, dass wir seinen Wert vielleicht oft gar nicht genug schätzen“, erklärt der Chefredakteur der Volksstimme und der Mitteldeutschen Zeitung, Marc Rath, gegenüber dem Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de. Anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes, das mit dem Artikel 5.1 die Pressefreiheit und Meinungsvielfalt gewährleistet, wollte der stellv. Vorstand des „Hauses der Pressefreiheit“, Peter Lewandowski von ihm wissen, wie die aktuelle Lage in den Tageszeitungsredaktionen aussieht. Immer mehr Menschen glaubten laut Rath, dass es diese Freiheit gar nicht so gäbe und vermissen eine Meinungsvielfalt. Diese Entwicklung hält er für bedenklich und herausfordernd zugleich. Deshalb müssen sich Medien die Frage stellen, ob sie vielfältig und differenziert genug sind.
Der Eindruck einer fehlenden Meinungsvielfalt erklärt sich für Rath daraus, dass „die Medienbranche zu sehr einer Agenda folgt, die Legislative, Exekutive und andere Handelnde vorgeben“. Das gelte insbesondere für die nationale Berichterstattung über Politik und Wirtschaft. Erschwerend komme hinzu, dass „vieles ‚aus Berlin‘ nicht die Lebenswirklichkeit der Menschen trifft, schwer nachzuvollziehen ist und angesichts der zahlreichen aktuellen Krisen auf die Mehrheit der Bevölkerung wirkt“.
Der Chefredakteur beobachtet zudem bedenkliche Entwicklungen im Umgang mit Journalisten: „Die vergangenen Monate haben offenbart, dass bei vielen Menschen in unserer Gesellschaft die Nerven blank liegen. Die Blockaden von Druckereien und Verlagshäusern durch Bauern, verbale und zum Anteil auch tätliche Angriffe auf Pressevertreter bei Demonstrationen und Versammlungen waren und sind ein alarmierendes Zeichen.“
In Sachsen-Anhalt seien diese Ereignisse bislang glücklicherweise nicht ganz so dramatisch wie andernorts und beschränkten sich auf einzelne verbale Angriffe. „Ich erkläre mir das ein Stück weit auch damit, dass meine rund 300 Kolleginnen und Kollegen durch unsere starke Präsenz in der Fläche eben auch näher dran sind an den Menschen“, erklärt Rath.
Gleichwohl gehe es darum, dem Redaktionsteam den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. Das reiche von direkter Begleitung in schwierigen Situationen durch die Chefredaktion oder über hinzugezogene Anwälte, die Begleitung auf Demonstrationen und Veranstaltungen oder Teamarbeit bei brisanten Themen. Bei öffentlichen Veranstaltungen, die die Zeitungen selbst organisieren, werden inzwischen auch Sicherheitskonzepte erwogen und diese mit den örtlichen Behörden abgestimmt.
Der Lokaljournalismus als direkteste Form des Journalismus lebe von seiner unmittelbaren Nähe, aber auch von professioneller Distanz. Das sei bereits im normalen Alltag eine Herausforderung. Bei extremen Kräften berge aber auch er Gefahren: „Es sei in der Regel leicht heraus zu bekommen, wo wir wohnen. Wir haben Familienmitglieder, die mitunter auch zur Zielscheibe werden.“ Wichtig ist ihm, dass sich Kolleginnen und Kollegen bei brisanten Themen der Chefredaktion anvertrauen, um gemeinsam nach einer Lösung zu sichern.
Für Rückfragen:
Haus der Pressefreiheit
Joachim Haack, Pressesprecher „Haus der Pressefreiheit“,
Tel. 040/39 92 72-0, E-Mail: presse@hausderpressefreiheit.de
3. Mai 2023
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: Mehr Sprachbildung und Medienwissen für Schülerinnen und Schüler zum Erkennen von digitaler Desinformation notwendig
Demokratie-Müdigkeit ist nicht allein den Social-Media-Kanälen anzulasten / Lehrkräfte-Fortbildung sollte Medienbildung und Demokratie-Erziehung stärker einbeziehen / Beschäftigung mit dem Grundgesetz gehört in die „Lehrpläne“ an den Universitäten für angehende Lehrkräfte / Mit mehr Transparenz können Medien um Vertrauen werben
Hamburg, 3. Mai 2023 – Die Demokratie-Müdigkeit von Jugendlichen kann nach Ansicht der Bundesvorsitzenden des Deutschen Philologenverbands (DPhV) Prof. Dr. Susanne Klitzing nicht allein den Social-Media-Kanälen angelastet werden. Im Interview mit dem Internetportal „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) betonte Lin-Klitzing, dass es schließlich schon vor Social Media Desinformations-Kampagnen gegeben habe und führte aus: „Schlussendlich müssen demokratische Institutionen durch ihr Handeln und ihre Ergebnisse überzeugen – nicht nur durch Kommunikation.“ Deshalb sollten bei Jugendlichen jene Sinne geschärft werden, die auch für gute Journalistinnen und Journalisten wichtig sind.
Damit Jugendliche mediale Informationen richtig einordnen können, bräuchten sie einfach mehr Wissen. Medienbildung sei zwar auf unterschiedliche Weise in den Lehrplänen aller Bundesländern verankert und fördere die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern, Texte zu verstehen, Texte für E-Mails, SMS und Blog-Einträge zu formulieren sowie Referate zu halten. Sprachbildung aber spiele die entscheidende Rolle, damit Jugendliche Informationen, die sie erhalten, auch bewerten können bzw. sich bewusst werden, wie sie selbst kommunizieren.
Um angehende Lehrkräfte auf die Vermittlung demokratischer Werte vorzubereiten, sollte die Beschäftigung mit dem Grundgesetz laut der DPhV-Bundesvorsitzenden ihren festen Platz schon an der Universität und damit in den „Lehrplänen“ für die angehenden Lehrerinnen und Lehrer haben. „Selbstverständlich müssen Medienbildung und Demokratie-Erziehung auch viel stärkeren Einzug in die Fortbildungsangebote für unsere Lehrkräfte halten“, so Prof. Dr. Lin-Klitzing. Dass dazu eine große Lernbereitschaft vorhanden ist, zeige sich gerade wieder an der großen Nachfrage nach den eigenen Fortbildungsangeboten beispielsweise zu ChatGPT.
Um Jugendliche für die unabhängigen Medien zurückzugewinnen, sollten die Verlage und Medienschaffende mit Transparenz um Vertrauen werben: Wie wird in den Redaktionen die Unabhängigkeit sichergestellt, welche Schwierigkeiten und Konflikte tauchen da auf, welche Story wird vielleicht auch einmal nicht gebracht? Das sind Informationen, die die Schülerinnen und Schüler interessieren würden. Ein Unterricht, der auf einen solchen ehrlichen Blick hinter die Kulissen zurückgreifen könnte, wäre Medienbildung, Demokratie-Erziehung sowie Berufsorientierung in einem – und zugleich ein Beitrag zu neuem, stärkerem Vertrauen in die unabhängigen Medien.
Für Rückfragen:
Haus der Pressefreiheit
Joachim Haack, Pressesprecher „Haus der Pressefreiheit“,
Tel. 040/39 92 72-0, E-Mail: presse@hausderpressefreiheit.de
Deutscher Philologenverband (DPhV)
Friedrich Pohl, Pressesprecher, Deutscher Philologenverband,
Tel.: 030 40 81 67 89, Mobil: 0175 76 19 885, E-Mail: friedrich.pohl@dphv.de
3. Mai 2021
Pressefreiheit in Deutschland durch Corona unter Druck: Pandemie-Berichterstattung grenzt andere wichtige Themen aus
Hamburg, 3. Mai 2021 – Die Corona-Pandemie hat in Deutschland nicht nur erhebliche Konsequenzen für die Menschen, Wirtschaft und Gesellschaft, sie beeinflusst auch die Pressefreiheit hierzulande negativ. Das zeigt nicht nur die jüngst vorgenommene, erstmalige Herabstufung der Pressefreiheit in Deutschland in der Rangliste von Reporter ohne Grenzen durch die im Umfeld der Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen ausgeübte Gewalt gegen Medienschaffende in Deutschland in nie dagewesener Dimension. Diese gewalttätigen Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten in 2020 führten dazu, dass Deutschland in der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit vom 11. auf den 13. Rang fiel.
Auch die Mitglieder des Vereins „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) betrachten diese Entwicklung mit Sorge, wie sie es in einer Mitglieder-Umfrage mehrheitlich zum Ausdruck brachten. Danach bemängeln deutlich mehr als zwei Drittel, dass durch die ausführliche Pandemie-Berichterstattung andere wichtige Themen zu kurz kommen. Ebenso viele sehen die Gefahr einer Corona getriebenen Infodemie in den Sozialen Medien, die es den Menschen noch schwerer macht, Falschinformationen von korrekten Informationen zu unterscheiden. „Das ist eine bedenkliche Entwicklung, die die Journalisten künftig noch mehr herausfordern wird“, erklärt HdP-Vorstand Michael Seufert.
Das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de dokumentiert tagesaktuell die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten. Darüber hinaus zeigt es aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit und wurde zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ weiter ausgebaut. So finden sich jetzt in der Rubrik „Hall of Fame“ beispielsweise 142 Journalisten, Verleger, Karikaturisten und Fotografen als Vorbilder für den Einsatz für die Pressefreiheit. Das Internet-Portal bietet allen interessierten Mitbürgern Informationen zur Entwicklung der Pressefreiheit mit Rechtsdokumenten und Präzedenz-Urteilen.
Für Rückfragen:
Joachim Haack, Pressesprecher „Haus der Pressefreiheit“,
Tel. 040/39 92 72-0, E-Mail: presse@hausderpressefreiheit.de
3. Mai 2018
Facebook-Datenskandal beschädigt das Vertrauen in Internet-Angebote noch mehr
Prof. Dr. Schultz von der Uni Mainz im Interview mit www.hausderpressefreiheit.de: Anhaltende Debatte über Fake News und Hass-Kommentare im Netz beschleunigt Vertrauensverlust des Internets / Internet-Portal zum „Internationalen Tag der Presse-freiheit“ weiter ausgebaut / Fast 90 Medienpersönlichkeiten in der „Hall of Fame“
Hamburg, 3. Mai 2018 – Der Skandal um Facebook-Nutzerdaten hat den Vertrauensverlust großer Bevölkerungsteile gegenüber dem Internet als verlässlicher Informationsquelle weiter beschleunigt. Darauf hat der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Tanjev Schultz am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einem Interview mit dem Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de hingewiesen. „Der Datenskandal befeuert sicherlich das Misstrauen gegen Facebook und andere Internet-Unternehmen“, so Schultz. Schon vor dem Bekanntwerden des Datenskandals habe die Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen „einen Absturz des Vertrauens in das Internet“ festgestellt.
Schultz und seine Institutskollegen bewerten diese Entwicklung „als Effekt der anhaltenden Debatte über Fake News und Hass-Kommentare im Netz“. Der Wissenschaftler betonte aber, dass viele Menschen zwischen Facebook und etablierten journalistischen Angeboten zu unterscheiden wüssten, auch wenn einige von denen Beiträge über Facebook verbreiten würden. Für Schultz ist dies ein deutlicher Beleg, dass „die Mehrheit der Bürger die etablierten Qualitätsmeiden nach wie vor zu schätzen weiß“. Dennoch gäbe es „einen harten Kern von Kritikern, die ganz pauschale Lügen-Presse-Vorwürfe erheben“.
Die Studie der Uni Mainz habe aber auch gezeigt, dass sich viele Menschen durch die aufgeheizte Debatte über die Medien aufgerufen fühlen, sich gleichsam schützend vor die freie Presse zu stellen und deutlich zu machen: „Der Journalismus in Deutschland ist gar nicht so schlecht. Etablierte Medien können, gerade wegen der vielen windigen Internet-Angebote, eine Renaissance als vertrauenswürdige Quellen erleben.“
Generell hält Schultz eine Spaltung der Gesellschaft zwischen informierten Menschen, die Informationsangebote gegen Geld oder gratis nutzen und den Informationsverweigerern, die nichts oder nur noch sehr wenig mitbekommen und nicht einmal seriöse journalistische Gratis-Angebote nutzen, für immer wahrscheinlicher: „Schon vor der Digitalisierung wurde in der Medienforschung über eine ‚Wissens-Kluft‘ zwischen denen, die Medien souverän nutzen, und denen, die abgehängt sind, diskutiert.“ Für die Gesellschaft sei es wichtig, dass sich „in der Digitalisierung diese Kluft nicht vertieft und vergrößert“. Er appelliert deshalb an die Bildungspolitiker, an den Schulen den kompetenten Umgang mit Quellen zu vermitteln und Begeisterung für guten Journalismus zu wecken.
In den vergangenen zwölf Monaten hat der Verein „Haus der Pressefreiheit e.V.“ das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de, das aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit dokumentiert, weiter ausgebaut. Neu sind in der Rubrik „Specials“ die bekannten Fotografen Rolf Gillhausen und Günter Zint. Die „Hall of Fame“ umfasst jetzt fast 90 branchenprägende Persönlichkeiten.
Das Internet-Portal will nicht nur Insider ansprechen, sondern allen interessierten Mitbürgern Informationen und Dokumentationen vor allem zur Entwicklung der Pressefreiheit bieten. Das beinhaltet Rechtsdokumente zur Pressefreiheit wie auch Präzedenz-Urteile. Darüber hinaus sollen die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten aufgezeigt werden. Wie diese Einschränkungen historisch und aktuell aussahen, zeigt die Rubrik „Deutsche Geschichte im Spiegel der Presse“. Dort sind Dokumentationen über die Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik abrufbar. In Arbeit befinden sich die Zeit des Dritten Reiches und die Gründerjahre nach dem zweiten Weltkrieg. Möglich wurde dies alles, weil Verlage wie FAZ, G+J, SPIEGEL, Springer, SZ oder ZEIT dankenswerter Weise freien Zugang zu ihren Archiven gaben.
Partnerschaftlich verbunden ist das „Haus der Pressefreiheit“ mit dem Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte in Bonn, mit deren Geschichtsportal LEMO (Lebendiges Museum Online), die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und mit Stiftungen wie der FAZIT-Stiftung in Frankfurt oder der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg. In Kooperation mit der ZDF-Dokumentation „Gedächtnis der Nation“ hat der Trägerverein geholfen, Zeitzeugen-Interviews mit mehreren Hamburger Journalisten zu produzieren. Die Videos dazu sind über die Website abrufbar. Nicht zu vergessen die „Hall of Fame“, in der Journalisten, Publizisten und Verleger benannt werden, die sich um die Pressefreiheit und den Qualitätsjournalismus verdient gemacht haben.
Der Start des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ wurde von den sechs Sponsoren FAZ/FAZIT-Stiftung, Gruner + Jahr, Jahr-Gruppe (Familie Jahr), sh:z/Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, ZEIT-Verlag und der Sozietät Brehm & v. Moers ermöglicht. „Erst durch das Engagement wurde dieses gesellschaftlich bedeutsame Projekt möglich. Dafür danken wir ihnen und allen ideell engagierten Mitgliedern unseres Vereins sehr herzlich. Weitere Mitstreiter, die sich eines Themas annehmen wollen, sind jederzeit willkommen“, so Heinz H. Behrens, Vorstandsvorsitzender des Vereins Haus der Pressefreiheit e.V., der Anfang 2017 aus dem Verein Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V. hervorgegangen ist.
Für Rückfragen:
Joachim Haack, c/o PubliKom, Tel. 040/39 92 72-0,
E-Mail: jhaack@publikom.com
5. September 2017
Journalisten müssen runter von ihrem Sockel
Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda vermisst bei Medienkonzernen eine vernünftige Kultur von Forschung und Entwicklung / Diskussionsveranstaltung vom „Haus der Pressefreiheit“ im G+J Auditorium / STERN-Herausgeber Andreas Petzold sieht bemerkenswerten Autoritätsverlust der journalistischen Medien gegenüber dem Internet
Hamburg, 5. September 2017 – Um dem Vorwurf der Lügenpresse wirkungsvoller zu begegnen, sollten sich Journalisten runter von ihrem Sockel begeben und sich stärker dem Alltagsleben der Leser in anderen sozialen Schichten als des eigenen privaten Umfelds widmen. Das hat jetzt eine vom „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) und dem VDZ Nord gemeinsam veranstaltete Podiumsdiskussion in Hamburg ergeben. Zum Einstieg hatte Prof. Dr. Horst Pöttker von der Universität Hamburg und Kuratoriumsmitglied beim „Haus der Pressefreiheit“ zehn Thesen zur aktuellen Situation der Medien und ihren Mitarbeitern vorgestellt, wie der Vorwurf der „Lügenpresse“ nachhaltig entkräftet werden kann.
In diesem Zusammenhang wies Pöttker darauf hin, dass der deutsche Journalismus vom amerikanischen vor allem eines lernen könne: Den öffentlichen Umgang mit Fehlern. Bei Journalisten, die für aktuelle Medien arbeiteten, seien gelegentliche Irrtümer unvermeidlich, die aber dem Publikum nicht vorenthalten werden dürften. In den USA, wo das Prinzip der Öffentlichkeit kulturhistorisch besonders tief verwurzelt ist, seien Korrekturspalten und -plätze in den Medien eine Selbstverständlichkeit. Weiterhin sei der US-Journalismus ein Vorbild für die Selbstverständlichkeit journalistischer Berufsbildung durch öffentliche Einrichtungen. In den Vereinigten Staaten habe die Hälfte der Journalisten das auf ihren Beruf zugeschnittene Fach Journalistik studiert, in Deutschland sei dieser Anteil noch zu gering.
Zum Wandel des Journalismus in der digitalen Medienwelt gehört für Pöttker auch das Verblassen des Nachrichten-Paradigmas. Die Funktion, dem Publikum Neuigkeiten zu vermitteln, gehe zurück, weil knappe faktische Mitteilungen über jüngste Ereignisse („news“) nicht mehr nur von journalistischen Medien geliefert werden, sondern von den Urhebern der Ereignisse, die sich dabei journalistischer Darstellungstechniken bedienen, selbst produziert und im Netz verbreitet werden.
Für Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda beginnen die Probleme des Journalismus bereits beim Recruiting von Nachwuchsjournalisten. Er vermisse im Vergleich mit anderen Branchen „bei Medienkonzernen eine vernünftige Kultur von Forschung und Entwicklung“. Für STERN-Herausgeber Andreas Petzold ist für die Zukunft des Journalismus „die parallele Vermittlung von Fach- und Vermittlungskompetenz existenziell“, denn der Autoritätsverlust der journalistischen Medien gegenüber dem Internet sei bemerkenswert. Zunehmend könne man beobachten, wie im Medienumfeld „Wahrheit durch Ideologie ersetzt“ würde. Zeitverlag-Geschäftsführer Dr. Rainer Esser empfiehlt Redaktionen mehr direkte Nähe und einen intensiveren Dialog mit ihren Lesern. Damit habe DIE ZEIT großen Erfolg.
Neben Prof. Dr. Pöttker nahmen im G+J Auditorium Marcus Bornheim, Zweiter Chefredakteur von ARD Aktuell, Dr. Carsten Brosda, Senator der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer Zeitverlag, Andreas Petzold, Herausgeber STERN, und Verleger Peter Strahlendorf, Verleger Presse Fachverlag an der Diskussion teil. Michael Seufert, Vorstandsmitglied Haus der Pressefreiheit, moderierte den Diskurs.
Die zehn Thesen von Prof. Dr. Pöttker:
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3. Mai 2017
Veränderte Mediennutzung beschleunigt Vertrauensverlust in die Medien
Vertrauen verändert sich je nach genutztem Medienkanal / „Haus der Pressefreiheit“ legt Meta-Analyse zur Mediennutzung vor / Internet-Portal zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ stark ausgebaut
Hamburg, 3. Mai 2017 – Die veränderte Mediennutzung beschleunigt den Vertrauensverlust in die klassischen Medien vor allem in den jüngeren Bevölkerungsschichten. Dies hat jetzt eine vom „Haus der Pressefreiheit“ erstellte Meta-Analyse der Mediennutzung von 1970 bis heute ergeben. Wie daraus hervorgeht, ist das Fernsehen für 37 Prozent der deutschen Bevölkerung zwar nach wie vor das wichtigste Informationsmedium, diese Position hat das erst Mitte der 90er Jahren gestartete Internet aber bereits heute bei 27 Prozent der Deutschen erreicht. Die Tageszeitungen folgen mit 21 Prozent auf dem dritten Platz vor Radio und Zeitschriften. Die Altersgruppenbetrachtung macht den Bedeutungszuwachs des Internets als Informationskanal Nummer Eins noch deutlicher. So ist das Internet heute erstmals auch in der Altersgruppe 30 bis 49 Jahre das wichtigste Informationsmedium vor allen anderen Mediengattungen. Bei 14- bis 29-Jährigen ist dies schon länger der Fall.
Wie sich bei der Analyse der Daten weiter herausstellte, hängt die Glaubwürdigkeit nicht nur von der Informationsquelle selbst, sondern auch vom genutzten Kommunikationskanal ab. Dies lässt sich beispielsweise anhand der Bewertung der Online-Angebote von Zeitschriften und Zeitungen aufzeigen, deren Glaubwürdigkeit im Vergleich mit der gedruckten Version derselben Medienmarke geringer eingeschätzt wird. „Grundsätzlich zeigt die Analyse, dass sich in den letzten Jahren im Mediennutzungs-Portfolio der Deutschen der Anteil weniger glaubwürdiger Medien deutlich erhöht hat. Dies beschleunigt den Vertrauensverlust der Medien generell und führt zu der kritischeren Grundhaltung gegenüber der vierten Gewalt“, resümiert Marktforscher Dr. Adrian Weser, der die Analyse durchführte.
Die knapp 100 Seiten starke Meta-Analyse ist auf der Website www.hausderpressefreiheit.de in der Rubrik „Diskurs“ ab heute abrufbar. Sie basiert unter anderem auf Daten des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD), Infratest, der Mediaanalyse und Best for Planning. Mit dieser Datensammlung will das „Haus der Pressefreiheit“ den aktuellen Diskurs über die Vertrauenskrise gegenüber den Medien mit aufschlussreichen Fakten unterfüttern. „Das ‚Haus der Pressefreiheit‘ wird sich stets mit der Entwicklung der Medienlandschaft und der Bedeutung der Medien für die freiheitlich demokratische Grundordnung beschäftigen“, erklärt Vorstandsmitglied Michael Seufert. „Wir werden dazu weiterhin unser Ziel verfolgen, auch das Verhalten von Medien kritisch zu beleuchten und die Auswirkungen der veränderten Mediennutzung auf die Rolle und Funktion der Medien darzustellen.“
Zeitgleich hat der Verein „Haus der Pressefreiheit e.V.“ das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de, das aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit dokumentiert, zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ weiter ausgebaut. Neu ist die Rubrik „Specials“, in der zum Start Arbeiten der bekannten Fotografin Barbara Klemm für die FAZ-Beilage „Bilder und Zeiten“ dokumentiert sind.
Das Internet-Portal will nicht nur Insider ansprechen, sondern allen interessierten Mitbürgern Informationen und Dokumentationen vor allem zur Entwicklung der Pressefreiheit bieten. Das beinhaltet Rechtsdokumente zur Pressefreiheit wie auch Präzedenz-Urteile. Darüber hinaus sollen die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten aufgezeigt werden. Wie diese Einschränkungen historisch und aktuell aussahen, zeigt die Rubrik „Deutsche Geschichte im Spiegel der Presse“. Dort sind Dokumentationen über die Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik abrufbar. In Arbeit befinden sich die Zeit des Dritten Reiches und die Gründerjahre nach dem zweiten Weltkrieg. Möglich wurde dies alles, weil Verlage wie FAZ, G+J, SPIEGEL, Springer, SZ oder ZEIT dankenswerter Weise freien Zugang zu ihren Archiven gaben.
Partnerschaftlich verbunden ist das „Haus der Pressefreiheit“ mit dem Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte in Bonn, mit deren Geschichtsportal LEMO (Lebendiges Museum Online), die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg und mit Stiftungen wie der FAZIT-Stiftung in Frankfurt oder der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg. In Kooperation mit der ZDF-Dokumentation „Gedächtnis der Nation“ hat der Trägerverein geholfen, Zeitzeugen-Interviews mit mehreren Hamburger Journalisten zu produzieren. Die Videos dazu sind über die Website abrufbar. Nicht zu vergessen die „Hall of Fame“, in der Journalisten, Publizisten und Verleger benannt werden, die sich um die Pressefreiheit und den Qualitätsjournalismus verdient gemacht haben.
Der Start des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ wurde von den sechs Sponsoren FAZ/FAZIT-Stiftung, Gruner+Jahr, Jahr-Gruppe (Familie Jahr), sh:z/Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, ZEIT-Verlag und der Sozietät Brehm & v. Moers ermöglicht. „Erst durch das Engagement wurde dieses gesellschaftlich bedeutsame Projekt möglich. Dafür danken wir ihnen und allen ideell engagierten Mitgliedern unseres Vereins sehr herzlich. Weitere Mitstreiter, die sich eines Themas annehmen wollen, sind jederzeit willkommen“, so Heinz H. Behrens, Vorstandsvorsitzender des Vereins Haus der Pressefreiheit e.V., der Anfang 2017 aus dem Verein Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V. hervorgegangen ist.
Für Rückfragen:
Joachim Haack, c/o PubliKom, Tel. 040/39 92 72-0,
E-Mail: jhaack@publikom.com
28. April 2016
„Haus der Pressefreiheit“ geht am 28. April online
Hamburg, 28. April 2016 – Der „Verein Deutsches Pressemuseum Hamburg“ wird die Start-Version des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ (www.hausderpressefreiheit.de) am heutigen Donnerstag freischalten. Wenige Tage vor dem „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ am 3. Mai ist damit ein informatives Online-Portal zum Thema Pressefreiheit online, das zudem aktuelle und historische Aspekte der Medienarbeit dokumentiert. Das Portal greift ebenso aktuelle Fälle auf und wird inhaltlich kontinuierlich weiter ausgebaut.
Das Internet-Portal soll dabei keinesfalls nur Insider ansprechen, sondern allen interessierten Mitbürgern Informationen und Dokumentationen vor allem zur Entwicklung der Pressefreiheit bieten. Das beinhaltet ebenso Rechtsdokumente zur Pressefreiheit wie auch Präzedenz-Urteile. Darüber hinaus sollen die immer wieder zu registrierenden Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten aufgezeigt und öffentlich gemacht werden.
Das Internet-Portal „Haus der Pressefreiheit“ ist das Hauptprojekt des Vereins Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V., der 2001 von Journalisten und Medienmanagern mit dem Ziel gegründet wurde, in der Medienmetropole Hamburg ein begehbares Pressemuseum zu gründen. Vorbild war das „Newseum“ in Washington D.C., finanziert von amerikanischen Medienkonzernen. Dort werden Entwicklungen, Strukturen und journalistische Arbeitsweisen in modernen Medien sehr anschaulich dargestellt. Ein Mitmach-Museum im besten Sinne, hinter dem allerdings ein Stiftungskapital von mehreren hundert Millionen Dollar steht.
Als ein solch geplantes Projekt hier in Deutschland schlicht an der Finanzierung scheiterte, trat im Jahr 2012 ein neuer Vorstand mit dem Ziel an, ein deutsches Pressemuseum nicht als reales Haus, sondern als informatives Internet-Portal zu den Themen Pressefreiheit und Medienarbeit zu realisieren.
„Das ‚Haus der Pressefreiheit‘ wird auch selbstkritisch Probleme benennen, die etwa durch die Entwicklung von Massenmedien hin zu einer unendlich großen Masse von Internet-Medien auftauchen, wo immer häufiger Schnelligkeit vor Recherche steht“, erklärt der Vorstand Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V., Michael Seufert. Der Trägerverein hat sich unter anderem auch vorgenommen, Medienskandale zu dokumentieren, die durch die technologischen Entwicklungen entstandenen Nutzungsveränderungen von Medien und die Einflüsse auf die Qualität der Berichterstattung in den letzten Jahren darzustellen.
Der Start des Internet-Portals „Haus der Pressefreiheit“ wurde von den sechs Sponsoren FAZ/FAZIT-Stiftung, Gruner + Jahr, Jahr-Gruppe (Familie Jahr), sh:z/Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, ZEIT-Verlag und der Sozietät Brehm & v. Moers ermöglicht. „Mit ihrem Engagement haben diese Häuser den Grundstein für ein gesellschaftlich und branchenweit bedeutsames Projekt gelegt. Dafür danken wir ihnen und allen ideell engagierten Mitgliedern unseres Vereins sehr herzlich. Weitere Mitstreiter, die sich eines Themas annehmen wollen, sind jederzeit willkommen“, so der Vorstandsvorsitzende des Vereins Deutsches Pressemuseum Hamburg e.V., Heinz H. Behrens.
Art. 5 des Grundgesetzes garantiert die Pressefreiheit. Zensur findet nicht statt. Der Weg dorthin war lang und dornenreich, und immer wieder gab es Rückschläge, was durch Rechtsdokumente zur Pressefreiheit im Portal aufgezeigt wird. Dass es dennoch immer wieder zu Einschränkungen gekommen ist, vor allem in Kriegszeiten, lässt sich in der Rubrik „Deutsche Geschichte im Spiegel der Presse“ nachverfolgen.
In diesem Bereich sind die Dokumentationen zunächst auf die Zeit des Ersten Weltkriegs und auf die Nachkriegszeit nach 1945 konzentriert. Die Inhalte in diesem Bereich werden in der kommenden Zeit ergänzt und erweitert – retrospektiv in Richtung NS-Zeit, Weimarer Republik und Kaiserreich. Aber natürlich auch in die Jetztzeit – wofür Verlage wie FAZ, G+J, SPIEGEL, Springer, SZ oder ZEIT uns dankenswerter Weise freien Zugang zu ihren Archiven geben. Gespräche mit weiteren Medien laufen.
Partnerschaftlich verbunden ist das „Haus der Pressefreiheit“ zudem mit dem Historischen Museum Berlin, dem Haus der Geschichte in Bonn, mit deren Geschichtsportal LEMO (Lebendiges Museum Online) und mit Stiftungen wie der FAZIT-Stiftung in Frankfurt oder der Marion Dönhoff Stiftung in Hamburg.
In Kooperation mit dem bundesweit einmaligen Zeitzeugenprojekt „Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation“, das persönliche Erinnerungen zu zentralen Momenten und Epochen der deutschen Geschichte sammelt, hat der Trägerverein Interviews mit namhaften Hamburger Journalisten vermittelt. Die entstandenen Videos sind über die Website abrufbar.
Nicht zu vergessen die „Hall of Fame“ im „Haus der Pressefreiheit“, in der Journalisten, Publizisten und Verleger benannt werden, die sich um die Pressefreiheit verdient und für den Qualitätsjournalismus stark gemacht haben. Von einigen dieser Persönlichkeiten stehen zeitgeschichtlich interessante Bewegtbild-Dokumente zum Abruf bereit. Außerdem gibt es Kontakte zu empfehlenswerten Ausbildungsstätten und eine Auflistung wichtiger Medien- und Journalistenpreise. Das „Haus der Pressefreiheit“ ist fortwährend „work in progress“ – genau genommen wird es niemals abgeschlossen sein.
Das „Haus der Pressefreiheit“ wurde von der digitalen Full-Service-Agentur DaviesMeyer aus Hamburg umgesetzt. Die Website ist im Responsive Web Design angelegt und somit auch mobil über digitale Endgeräte wie Smartphones und Tablets nutzbar.
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