Die Weimarer Republik

Zeitstrahl

Aus der Monarchie zur Republik – Die Revolution ab November 1918

Am 24. Oktober erteilt die Seekriegsleitung trotz einer bereits absehbaren Niederlage der vor Wilhelmshafen ankernden Hochseeflotte den Befehl, zu einer letzten Schlacht gegen die Royal Navy auszulaufen. Die Mannschaften auf einigen Schlachtschiffen erkennen, dass es hierbei nur um ein Selbstmordkommando handeln konnte und weigern sich, in der Nacht vom 29. zum 30. Oktober auszulaufen. Das Dritte Geschwader wird daraufhin in seinen Heimathafen Kiel zurückbeordert, wo es dann zum „Kieler Matrosenaufstand“ kommt.

Ab 4. November übernehmen Arbeiter- und Soldatenräte die Macht in Kiel. Am 7. November ruft Kurt Eisner/SPD in München die Volksrepublik Bayern aus.

Am 8. November stellen die Sozialdemokraten Kaiser und Kronprinz ein Ultimatum zum Rücktritt, worauf Wilhelm II. angeblich schon am 8. November abdankt und am 10. November die Flucht nach Holland antritt.

Am 9. November ruft Philipp Scheidemann von den Mehrheitssozialisten um 14 Uhr die demokratische Republik aus – Karl Liebknecht und der neu gegründete Spartakusbund aber kündigen kurz darauf im Berliner Lustgarten eine „freie sozialistische Räterepublik“ an. Der kaiserliche Reichskanzler Max von Baden übergibt sein Amt an Friedrich Ebert/SPD. Daraufhin besetzen Anhänger der USPD und des Spartakusbundes den Reichstag.

Ab 10. November werden nun überall in Deutschland Arbeiter- und Soldatenräte zumeist aus Anhängern von SPD und USPD gebildet – aber SPD wie bürgerliche Parteien fordern baldige Wahlen zu einer Nationalversammlung. Überall herrscht Chaos – es gibt Streikaufrufe, auch Schießereien – denn konkret existiert so etwas wie eine Doppelherrschaft von Reichsregierung und den Räten. Wobei der Regierungsapparat, also vor allem die Beamten, eindeutig für die Reichsregierung unter Ebert arbeitet.

Am 12. November wird ein erstes Regierungsprogramm vom Rat der Volksbeauftragten verkündet. Im „Stinnes-Legien-Abkommen“ vom 15. November wird ein Interessenausgleich zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern vereinbart: 8-Stunden-Arbeitstag, Tarifverträge, Arbeiterausschüsse (später Betriebsräte), die Integration der zurückkehrenden Soldaten.

Und liberale wie bürgerliche Parteien werden gegründet, zum Beispiel am 20. November die „DDP Deutsche Demokratische Partei“ als Sammlung der Linksliberalen.

Wilhelm II. unterzeichnet am 28. November seine Abdankungsurkunde – die Rücktrittsankündigung vom 8. November stammte vom Kanzler Prinz Max von Baden.

Auf dem Rätekongress vom 16. bis 21. Dezember werden Wahlen zu einer neuen Nationalversammlung beschlossen. Doch kurz darauf, am 23. Dezember kommt es erneut zu Aufständen. Matrosen wie Soldaten fordern ausstehende Soldzahlungen und besetzen das Berliner Schloss. Auch die Vorwärts-Redaktion wird am 23. Dezember besetzt.

Am 24. Dezember kommt es auf Befehl Eberts zu Kämpfen zwischen regierungstreuen Militär-Einheiten und der Volksmarinedivision, später zu Verhandlungen zwischen Regierung und den Matrosen. Und ab 27. Dezember beginnen die Zwistigkeiten zwischen den Linksparteien. Im Rat der Volksbeauftragten werfen die USPD-Räte der SPD Kumpanei mit der alten Generalität vor, wegen General Groeners Eingreifen am 24. Dezember. Die USPD-Räte verlassen den Rat der Volksbeauftragten und gründen am 29. Dezember zusammen mit dem Spartakusbund die KPD, die Kommunistische Partei Deutschlands.

(hhb)

Nach der Währungsreform im November 1923 und der Ausgabe der neuen Rentenmark bessert sich allmählich die bis dato katastrophale Wirtschaftslage. Unruhe aber bringt der häufige Regierungswechsel aus unterschiedlichsten Koalitionen.

Ende Februar 1924 beginnt in München der Hochverratsprozess gegen Adolf Hitler und Erich Ludendorff und deren Gefolgsleute beim sogenannten „Hitler-Putsch“ am 8./9. November 1923. Hitler nutzt diesen Prozess immer wieder für seine Agitation gegen die Republik. Dennoch fällt seine Strafe milde aus: 5 Jahre Festungshaft, Ludendorff wird freigesprochen

Am 23. Juni wird in Hannover der Massenmörder Fritz Haarmann verhaftet, der in der Nachkriegszeit 24 junge Männer in seine Wohnung gelockt und dort ermordet hatte.

Am 5. August beginnt die Londoner Reparationskonferenz, die zu einem Durchbruch beim Dawes-Plan und damit zu einer Reduzierung der Reparationszahlungen führte.

Entspannung bei der Besetzung des Ruhrgebiets: Aufhebung der Zollgrenze und Rückkehr der von den Besatzern ausgewiesenen 180.000 Personen.

Vor Weihnachten wird Hitler auf Bewährung aus der Festungshaft entlassen.

Seit Ende Februar darf der seit 1923 verbotene Völkische Beobachter - jetzt von der neu gegründeten NSDAP herausgegeben - wieder erscheinen. Und nimmt sofort seine antisemitische Hetze und die Lügentiraden wieder auf.

Am 28. Februar stirbt Reichspräsident Friedrich Ebert an einem Blinddarmdurchbruch und wird am 4. März unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Berlin beerdigt.

Bei der Reichspräsidentenwahl erhielt keiner der sieben Kandidaten im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit. Daraufhin schließen sich DNVP, BVP, DVP und der Bayerische Bauernbund zu einem „Reichsblock“ zusammen und nominieren Paul von Hindenburg als Kandidat für den nächsten Wahlgang. Hindenburg gewinnt die Wahl knapp vor dem Kandidaten der „Weimarer Koalition“ Marx. Und wird am 12. Mai vereidigt.

Mitte Juli wird der erste Teil von Hitlers „Mein Kampf“ veröffentlicht.

Am 1. Dezember werden die Locarno-Verträge unterzeichnet. Am 2. Dezember schließen sich BASF, Bayer, Hoechst und Agfa zu I.G. Farben zusammen.

Im Februar erreicht die Arbeitslosigkeit in Deutschland einen neuen Höchststand von 2,4 Millionen.

Nach der Räumung des Rheinlands von französischen und belgischen Truppen finden in Köln und Bonn Befreiungsfeiern statt.

Am 24. April wird in Berlin ein Freundschafts- und Neutralitätsvertrag mit der Sowjetunion abgeschlossen.

Laut Volkszählung im Juni 1926 leben 62 Millionen Einwohner im Deutschen Reich, 32,2 Millionen Frauen und 30,2 Millionen Männer.

Am 8. September wird Deutschland einstimmig im Völkerbund aufgenommen.

Am 3. Dezember wird im Reichstag das „Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schmutz- und Schundschriften“ verabschiedet. Es stößt auf Kritik – Kritiker sehen darin einen Eingriff auf die Freiheit der Kunst.

Am 6.12. erscheint der zweite Teil von „Mein Kampf“.

Am 10. Dezember erhalten die Außenminister Deutschlands und Frankreichs, Stresemann und Briand gemeinsam den Friedensnobelpreis.

Fritz Langs Film „Metropolis“ wird am 10. Januar in Berlin uraufgeführt.

Im März kommt es zu blutigen Straßenschlachten zwischen den Kampfverbänden der NSDAP und der Kommunisten.

Vom 20. bis 21. Mai überfliegt Charles Lindbergh als erster Mensch den Nordatlantik von Westen nach Osten.

Am 18. September wird das Tannenberg-Denkmal in Ostpreußen eingeweiht.

Am 2. November wird der von der SPD eingebrachte Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe abgelehnt.

Vom 11. bis 19. Februar finden die II. Olympischen Winterspiele in St. Moritz statt; erstmals nach dem Ersten Weltkrieg nimmt eine deutsche Mannschaft wieder daran teil.

Am 12. Mai wird in Köln die internationale Presseausstellung „Pressa“ eröffnet.

Am 28. Juli werden die IX. Olympischen Sommerspiele in Amsterdam eröffnet. In der Nationenwertung erreicht Deutschland mit 10 Goldmedaillen in 120 Wettkämpfen den zweiten Platz hinter den USA.

Im August laufen in Hamburg die Passagierschiffe „Europa“ und „Bremen“ vom Stapel.

Am 10. November beginnt die Vossische Zeitung mit dem Abdruck von Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“.

Am 10. Dezember werden der Maler Georges Grosz und sein Verleger Wieland Herzfelde wegen Gotteslästerung zu einer Strafe von jeweils 2.000 Reichsmark verurteilt. Dabei ging es um die Grosz-Zeichnung „Christus mit der Gasmaske“.

Ende Februar steigt die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf  3,2 Millionen.

Grosz und Herzfelde werden am 10. April in zweiter Instanz freigesprochen.

Trotz eines Demonstrationsverbots ruft die KPD-Zeitung Rote Fahne zur Teilnahme an den 1. Mai-Demonstrationen auf. Der 1. Mai wird daraufhin in vielen Städten zum sogenannten „Blutmai“.

Am 3. Oktober stirbt Außenminister Stresemann.

Ein Kurssturz am 24. Oktober an der New Yorker Börse löst eine Weltwirtschaftskrise aus. Der Tag geht als „schwarzer Freitag“ in die Geschichte ein.