Alfred Klaar

Der Publizist, Literaturhistoriker und Schriftsteller Alfred Klaar bewunderte schon während seines Studiums den seiner Ansicht nach von Ludwig Börne geschaffenen „höheren sprich kritischen Journalismus“ und begann, ausgelöst durch seine literarischen Interessen, seine journalistische Karriere als Theaterkritiker und Leitartikler in seiner Geburtsstadt Prag.

Aaron Karpeles, so sein Geburtsname, wurde am 7. November 1848 in Prag geboren, in Böhmen, das damals zum Österreichischen Kaiserreich gehörte. Er stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie, ließ sich 1887 aber katholisch taufen.

Nach dem Besuch des Piaristengymnasiums in Prag studierte er dort und in Wien Germanistik, Philosophie und einige Semester Jura. Und begann schon während des Studiums ab 1868 für den deutschsprachigen Tagesboten aus Böhmen zu schreiben. Im Alter von 25 Jahren wurde er 1873 Kunst- und Theaterkritiker der deutschsprachigen Zeitung Bohemia sowie Leitartikler beim Morgenblatt aus Böhmen.

So begann seine publizistische Karriere. In den Jahren danach wurde er zu einer Art „Literaturpapst“ in Prag und zum Gegenspieler des einflussreichen Kritikers ► Alfred Kerr. Klaar wurde aber auch zum Wortführer deutscher und liberaler Gesinnung im Landesteil Böhmen. In den dort beginnenden völkischen Auseinandersetzungen vertrat er klar und deutlich die geistigen und sozialen Interessen der deutschstämmigen Bürger Böhmens. Er wurde Mitglied im „Deutschen Politischen Verein“ und gründete einen Theaterverein, der dann das „Neue deutsche Theater“ finanzierte.

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Copyright: Von Unbekannter Fotograf der Epoche. - Zeitschrift "Berliner Leben", Heft 07 (1905)., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45348270

1983 nahm er den Namen Alfred Klaar an und wurde 1885 Dozent für deutsche Literaturgeschichte an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag. Damals beschäftigte er sich intensiv mit den Werken von Franz Grillparzer und erwarb mit seiner Studie über Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ 1886 in Leipzig den Doktorgrad der Philosophie.

Nach seiner zweiten Eheschließung mit Paula Eberty zog er 1899 nach Berlin – wo seine Frau zum Ensemble des Deutschen Theaters gehörte. Dort begann er bescheiden als Feuilletonredakteur bei den Berliner Neuesten Nachrichten. Schon bald darauf wurde er Theaterreferent bei der Vossischen Zeitung und blieb das bis 1912, zeitweise auch als Feuilletonchef. In seiner Arbeit begriff er sich als Vermittler zwischen Bühne und Publikum, aber auch als Helfer für die Schauspieler und vor allem als Anwalt einer werktreuen Vermittlung. In diesen Jahren verfolgte und beurteilte er die unterschiedlichsten Werke der Theatergeschichte: Bühnenwerke, dargestellt in der Meininger Tradition oder im Naturalismus; später dann inszeniert in der Form des Reinhardt-Theaters oder im expressionistischen Stil Leopold Jessners. Nach 1912 übernahm er die Redaktionsleitung der Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung.

Auch in Berlin arbeitete er als Dozent - an der Technischen Hochschule Charlottenburg, der heutigen Technischen Universität, und gehörte als Vorsitzender dem Ende 1913 gegründeten „Verband Berliner Theaterkritiker“ an. Weiterhin blieb er freier Mitarbeiter der Neuen Freien Presse in Wien.

Alfred Klaar starb am 4. November 1927 in Berlin.

(hhb)

 

Quellen

Renate Heuer: Alfred Klaar / Deutsche Biographie

Klaar, Alfred / Österreichisches Biographisches Lexikon

 

Bücher

Alfred Klaar: Geschichte des modernen Dramas in Umrissen / 1883 Nachdruck als Taschenbuch

Alfred Klaar: Wir und die Humanität / 1902 – Nachdruck Salzwasser Verlag 2015

Alfred Klaar: Probleme der modernen Dramatik / 1921

Rainer Antoine: Alfred Klaar. Theaterkritiker der Vossischen Zeitung / Colloquium Verlag, 1963