Kurt Koszyk war ein deutscher Publizistikwissenschaftler, der zwischen 1957 und 1977 das Institut für Zeitungsforschung in Dortmund leitete. Dieses bereits 1926 gegründete Institut besitzt eine umfangreiche Sammlung historischer und aktueller Medien – Zeitungen, Fach- und Publikumszeitschriften – und ist eine bedeutende Forschungseinrichtung der Medien- und Kommunikationsgeschichte. Als Gründer des Dortmunder Modellstudiengangs war Koszyk maßgeblich an der Implementierung der Universitätsdisziplin Journalistik in der Bundesrepublik Deutschland beteiligt.
Kurt Koszyk wurde am 31. Mai 1929 in Dortmund-Sölde als Sohn eines Journalisten geboren. Nach dem Besuch des Dortmunder Stadtgymnasiums studierte Koszyk ab 1949 in Münster, Oxford und München Publizistik, Germanistik sowie Anglistik und wurde 1953 mittels seiner Studie über „Anfänge und frühe Entwicklung der sozialdemokratischen Presse im Ruhrgebiet“ bei Karl d’Ester in München zum Dr. phil. promoviert.
Danach arbeitete Koszyk als Redakteur u.a. bei der Westfälischen Rundschau, bis er 1957 die Leitung des Instituts für Zeitungsforschung übernahm. 1965 gründete er das Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., das den Bestand von gedruckten Medien durch die Mikroverfilmung sichert und von Beginn an eng mit dem Institut für Zeitungsforschung zusammengearbeitet hat.
1968 habilitierte sich Kurt Koszyk an der FU Berlin bei Fritz Eberhard im Fach Publizistik mit der Studie „Deutsche Pressepolitik im Ersten Weltkrieg“ und wirkte daraufhin ab 1969 als Professor für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum.
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1974 setzte ihn der damalige NRW-Wissenschaftsminister Johannes Rau als Leiter einer Planungsgruppe ein, um einen Modellstudiengang Journalistik vorzubereiten. Dieser Diplomstudiengang startete 1976 zunächst an der Pädagogischen Hochschule Ruhr, die im April 1980 in die Universität Dortmund integriert wurde – mit ihr der Bereich Journalistik.
Koszyks mittlerweile bewährtes Konzept für akademische Berufsbildung von Journalistinnen und Journalisten beruht auf der Kombination des Erwerbs praktischer Fertigkeiten vor allem durch ein einjähriges Volontariat während des Studiums, verbunden mit innovativer Forschung an der Universität. Das wird den Studierenden durch eine Kooperation mit Verlagen und Rundfunkanstalten ermöglicht.
Einen Ruf der Universität München auf einen Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft im Jahr 1985 lehnte Koszyk ab – als Kommunikationswissenschaftler sah er sich nicht und wollte auch nicht so bezeichnet werden.
Kurz vor seiner Emeritierung 1992 gehörte Kurt Koszyk zu den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die Universitäten in den neuen Bundesländern beim Neuaufbau ihrer Journalistik-Bereiche berieten, vor allem die Karl-Marx-Universität Leipzig. Dort sollte nach der Wende nicht mehr wie zu DDR-Zeiten Lenins Ideologie von der Presse als sozialistisches Kampfmittel gelehrt werden, sondern das Konzept des Journalismus als freier Beruf mit der demokratischen Aufgabe, unabhängig für gesellschaftliche Öffentlichkeit zu sorgen.
Von 1966 bis 1986 ist Koszyks vierbändiges Werk „Geschichte der deutschen Presse“ erschienen – „Deutsche Presse bis 1815“ (von Margot Lindemann)‚ „Deutsche Presse im 19. Jahrhundert“; „Deutsche Presse 1914-1945“; „Pressepolitik für Deutsche 1945-1949“ – ein Standardwerk, das bis zur grundgesetzlich verankerten Pressefreiheit seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 reicht.
2001 wurde Koszyk Ehrenvorsitzender des Kuratoriums im Erich Brost-Institut für Journalismus in Europa, in dem er seit vielen Jahre mitgewirkt hatte.
Kurt Koszyk starb am 1. Januar 2015 in München und wurde auf dem Südwestfriedhof in Dortmund beigesetzt.
(hhb)
Quellen
Kurt Koszyk, Wie man Kommunikationshistoriker wird, in: Arnulf Kutsch/Horst Pöttker (Hg.), Kommunikationswissenschaft autobiographisch, Opladen 1997, S.·243–250.
Kurt Koszyk, Unfrisierte Erinnerungen eines d'Ester-Schülers, in: Otfried Jarren/Gerd G. Kopper/Gabriele Toepser-Ziegert (Hg.), Zeitung, Medium mit Vergangenheit und Zukunft, München 2000, S.·13–24.
Kurt Koszyk, Erinnerungen an Journalistenausbildung im Bleizeitalter, in: Horst Pöttker/Gabriele Toepser-Ziegert (Hg.), Journalismus, der Geschichte schrieb. 60 Jahre Pressefreiheit in der Bundesrepublik Deutschland. Symposium für Kurt Koszyk, Berlin/New York 2010, S.·57–61.