Gerd Bucerius wurde am 19. Mai 1906 im westfälischen Hamm geboren. Seine Familie führte ihren Ursprung auf den elsässischen Reformator Martin Bucer (1491 – 1551) zurück.
Von 1925 bis 1932 studierte Bucerius Jura und begann seine Berufslaufbahn als Richter in Kiel und Flensburg. Als Rechtsanwalt in Hamburg verteidigte er Juden und andere Verfolgte des Naziregimes, bis er schließlich in der Wirtschaft dienstverpflichtet wurde. Wegen seiner Ehe mit der Jüdin Gretel („Detta“) Goldschmidt, die er in England in Sicherheit bringen konnte, wurde Bucerius als „wehrunwürdig“ eingestuft. Nach dem Zweiten Weltkrieg berief ihn die britische Besatzungsmacht im total zerstörten Hamburg 1946 als Bausenator in den Senat der Hansestadt.
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Fast zeitgleich gründete der Liberale Bucerius zusammen mit Lovis H. Lorenz, Richard Tüngel und Ewald Schmidt die Wochenzeitung „Die Zeit“ – mit dem Stadtwappen von Bremen im Titelkopf, nachdem der Hamburger Senat die Genehmigung für das eigene Wappen nicht erteilen wollte. Die erste Ausgabe erschien am 21. Februar 1946 - in einem ungeheizten Zimmer im Pressehaus am Speersort zusammengeschrieben beim „dünnen Schein selbstgebastelter Petroleumlampen“, wie es einer Chronik der „Zeit“ heißt.
Das anspruchsvolle Wochenblatt, in dem sich der streitbare Verleger Bucerius regelmäßig zu „Fragen der Zeit“ (wie eine spätere Kolumne hieß) zu Wort meldete, war wirtschaftlich kein Erfolg. Millionenverluste glich Bucerius durch Gewinne der Illustrierten „stern“ aus dem Verlag Gruner + Jahr aus, zu dessen Gründungsgesellschaftern er Mitte 1965 gehörte. Erst Mitte der 70er Jahre schrieb die „Zeit“ schwarze Zahlen. Dazu trug wesentlich das anzeigenträchtige „Zeit-Magazin“ bei, das Bucerius gegen den Willen der Redaktion durchsetzte.
Als Politiker der CDU sorgte „Buc“, wie er gern genannt wurde, zuvor im Deutschen Bundestag für Wirbel – auch als Antipode von Bundeskanzler Konrad Adenauer, über den er sogar ein Buch schrieb („Der Adenauer. Subjektive Beobachtungen eines unbequemen Weggenossen“; 1976). Nach der Veröffentlichung des umstrittenen „stern“-Artikels „Brennt in der Hölle wirklich ein Feuer?“ trat Bucerius im Februar 1962 erst aus der CDU aus und legte wenige Wochen später sein Bundestagsmandat nieder.
Als Mäzen spendete Bucerius drei Millionen Euro für das Literaturhaus am Schwanenwik in Hamburg. Die Freie und Hansestadt Hamburg ernannte ihn zum Ehrenbürger (1986).
Bucerius, der in zweiter Ehe mit Gertrud („Ebelin“) verheiratet war, starb am 29. September 1995 in Hamburg. (gb)