Albert Broschek

Albert Vincent Broschek wurde am 3. Februar 1858 in Danzig als Sohn eines Schuhmachers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er von seinem 13. Lebensjahr an das Setzerhandwerk und arbeitete ab 1875 als Setzer zunächst in Danzig und Görlitz, dort in den Druckereien der Niederschlesischen Zeitung und des Neuen Görlitzer Anzeiger.

1886 wechselte er nach Graudenz zum Verlag von Gustav Roethe, der dort die Zeitung Der Gesellige herausgab. Auf Grund seiner innovativen Ideen für die technischen Abläufe wurde er schnell Druckerei-Leiter und stieg bis 1901 zum Verlagsdirektor und stillen Teilhaber auf. Mit seinem so erworbenen Vermögen kaufte er einige Regionalzeitungen in Plauen und Offenbach, brachte sie auf Vordermann und veräußerte sie mit Gewinn. In Würzburg gab Broschek den Ratgeber Der praktische Wegweiser heraus - den er an Scherl verkaufte, der daraus den Allgemeinen Wegweiser für ein größeres Absatzgebiet machte. So verfügte Broschek 1907 über genügend Mittel, um das traditionsreiche Hamburger Fremdenblatt samt der dazu gehörenden Druckerei übernehmen zu können.

 

article picture

Copyright: Das Foto stammt aus dem Buch "Hundert Jahre Hamburger Fremdenblatt. 1828-1928" von 1928, Broschek Verlag, Autor Alfred Herrmann

Broschek hatte erkannt, dass es in der Hansestadt bis dato keine Zeitung gab, die dem Standort Hamburg mit seiner wirtschaftlichen und politischen Bedeutung gerecht wurde. Broschek modernisierte das Blatt technisch, berief eine neue Chefredaktion und erweiterte den redaktionellen Inhalt. Dabei war ihm August Scherl offenbar ein verlegerisches Vorbild. Im Jahr 1910 wandelte er den Verlag in eine Kommanditgesellschaft um. In der Hamburger Fremdenblatt Broschek & Co. KG nahm er seine beiden Söhne Ludwig und Kurt darin als Kommanditisten auf.

Als er 1911 zusätzlich zum Rotationshochdruck den Kupfertiefdruck einführte, konnte er die Bleiwüste der Zeitungsseiten mit großen und brillanten Fotos auflockern. Damals eine Sensation und Grund dafür, dass sich die Auflage des Fremdenblatts bis 1914 Schritt für Schritt auf schließlich durchschnittlich 150.000 Exemplare erhöhte. Auch der Anzeigenteil wurde in dieser Zeit deutlich umfangreicher. Seinen Druckereibetrieb modernisierte Broschek kontinuierlich und erweiterte ihn zur größten Kupfertiefdruckanstalt auf dem Kontinent.

Schon ab 1911 startete er als Kupfertiefdruckbeilage für das Fremdenblatt eine Illustrierte Wochenausgabe und legte diese bereits im Jahr darauf täglich bei. Ab 1913 druckte er sogar Beilagen für fremde Zeitungen, als Illustrierte Weltschau.

Während des Ersten Weltkriegs verlegte sein Verlag eine monatliche Propagandazeitschrift speziell für die USA mit dem Namen Illustrated War Chronic „to tell the real truth about the war“. Sie wurde bis 1917 mit einer Auflage von bis zu 50.000 in die USA verschickt, so lange, bis die Vereinigten Staaten dann doch in den Krieg gegen Deutschland eintraten. Außerdem erschien seine Welt im Bild in zwölf Sprachen, auch das ein Propagandablatt für Verbündete wie gegen Kriegsgegner.

Ab Dezember 1918 gab der Broschek-Verlag dann die Hamburger Illustrierte heraus und entwickelte vor allem den Kupfertiefdruck zu einer bedeutenden Akzidenz- und Buchdruckerei. Denn neben seinem Zeitungs- und Zeitschriftenverlag betrieben die Broscheks mittlerweile auch einen Buchverlag. Mit großer Umsicht hatte Albert Broschek den Verlag unversehrt durch die Kriegsjahre und die Inflation gesteuert. So konnte er ab 1925 das Geschäftshaus am Heuberg Ecke Große Bleichen durch den Architekten Fritz Höger ohne allzu großes Risiko erweitern lassen; vom genialen Höger, der die noch heute zu bewundernde markante Klinkerfassade entwarf.

Albert Broschek war seit Graudenz Mitglied im Verein Deutscher Zeitungsverleger und gehörte mittlerweile dem Vorstand an – während einer Tagung des Verbands in Königsberg starb er dort am 10. Juli 1925.

(hhb)

 

Bücher:

Alfred Herrmann: Hamburg und das Hamburger Fremdenblatt – zum hundertjährigen Bestehen des Blattes 1828 - 1928