Ernst Naumann

Ernst Naumann wurde 1921 in Hamburg geboren. Dort besuchte er u.a. die Handelsschule und lernte von 1938 an beim Hamburger Fremdenblatt Verlagskaufmann. Von 1940 bis 1945 war er Soldat. Nach Kriegsende beendete er seine Ausbildung beim Broschek-Verlag und arbeitete anschließend bis 1948 im ZEIT-Verlag als Anzeigenleiter.

Von 1948 bis 1968 gehörte er zum Axel Springer Verlag, zunächst als Anzeigenleiter und ab 1955 als Verlagsleiter. 1963 wurde er Verlagsdirektor für die Zeitschriftensparte (Hörzu, Kristall) und zwei Jahre später Direktoriumsvorsitzender im Verlagshaus Ahrensburg von Axel Springer & Sohn. Damit war er Mitglied der Springer-Gesamtgeschäftsführung und verantwortlich für den Bereich Zeitschriften und Tiefdruck.

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Nach seinem Ausstieg bei Springer erwarb er im September 1968 eine zehnprozentige Beteiligung am Münchner Kindler & Schiermeyer Verlag, den Naumann als Springer-Tochtergesellschaft geleitet hatte, bis ihn der Stuttgarter Drucker Weitpert von Springer übernommen hatte. Naumann wurde alleiniger Geschäftsführer von K & S, Herausgeber von Zeitschriften wie Bravo, Eltern, Jasmin und TWEN.

Weitpert hatte sich mit diesem Kauf offensichtlich übernommen und stieß noch im selben Jahr das lukrative Musikmagazin Bravo an den Bauer-Verlag ab und wollte wenig später den gesamten Verlag an Bauer verkaufen. Was Naumann, der sich in weiser Voraussicht ein Vorkaufsrecht gesichert hatte, verhinderte und Kindler & Schiermeyer 1969 an Gruner + Jahr weiterreichte. Seinen 10-Prozent-Anteil tauschte er dabei gegen fünf Prozent von G+J. Er war dort von 1968 bis Ende 1973 Vorstandsvorsitzender. Bei seinen Mitarbeitern galt er als fairer Chef, als Verleger, der zuhörte und Diskussionen beförderte. Der dann aber auf den gemeinsam beschlossenen klaren Zielvorgaben konsequent bestand.

Als der Bertelsmann-Konzern die Mehrheit bei Gruner + Jahr übernahm, schied Naumann bald darauf aus und verkaufte seinen 5-Prozent-Anteil an die Gütersloher. Seine Begründung: „Ich bin kein Mann, der Weisungen ausführt“.

Im April 1976 ging er als allein zeichnungsberechtigter Verleger zur finanziell angeschlagenen Verlagsgesellschaft Madsack in Hannover. Dort sorgte er entscheidend für eine Sanierung. Und dafür, dass die beiden Zeitungen Hannoversche Allgemeine Zeitung und die Neue Hannoversche Presse eigene und klare Profile erhielten. Mit diesen journalistischen Kontrastprogrammen konnten sich beide Blätter neue Leserschaften erschließen. Darüber hinaus startete man bei Madsack ab 1980 mehrere Anzeigenblätter. 1984 wurde er von der Verlags-Eigentümerin Luise Madsack zum Aufsichtsratsvorsitzenden berufen, was er bis 1995 blieb.

Naumann, der bis zuletzt in Ahrensburg lebte, wurde immer wieder sozial und mäzenatisch tätig. Der Ahrensburger Arbeiter-Wohlfahrt schenkte er ein Haus. Und als Vater von drei Töchtern und Großvater von vielen Enkeln unterstützte er die Einrichtung von Kitas in der Kleinstadt.

Naumann war zudem engagierter Fußball-Fan und wurde bereits in den 70er Jahren Vize-Präsident beim HSV. Dort unterstützte er vor allem das Jugendprogramm und gründete 1987 als Vereins-Präsident das vereinseigene Reha-Zentrum in Norderstedt. Vorher hatte er, als einer der ersten privaten Stifter, die Verpflichtung des Nationalspielers Ditmar Jakobs mit eigenem Geld organisiert.

2004 starb Ernst Naumann im Alter von fast 83 Jahren in Hamburg und wurde in Ahrensburg beigesetzt. Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg bezeichnete Naumann als „einen Verleger mit Herz, dem es vor allem um die Menschen ging.“

(hhb)