Walter Trier wurde am 25. Juni 1890 als Sohn einer deutschsprachigen und liberalen jüdischen Mittelstandsfamilie in Prag geboren. Er besuchte die Realschule und begann danach ein Studium an der „Prager Kunstgewerbeschule“, das er wenig später in der Münchner „Akademie der Bildenden Künste“ bei Franz von Stuck fortsetzte. Dort konnte er seinen ganz eigenen Zeichenstil entwickeln – geprägt von einem Hauch Jugendstil und viel Neuer Sachlichkeit, immer etwas verspielt und skurril, ja oft ins Groteske abdriftend. Aber auch erstaunlich naiv und kindgerecht, jedoch nie harmlos.
1909 erschienen seine ersten humoristischen Zeichnungen im Simplicissimus, für den er dann regelmäßig als Zeichner und Illustrator arbeitete. Wie im Jahr darauf auch für die Lustigen Blätter des Berliner Verlegers Otto Eysler oder die Zeitschrift Die Jugend. 1910 erhielt er ein gut bezahltes Angebot vom Ullstein-Verlag und zeichnete daraufhin zwanzig Jahre lang für dessen Zeitschriften Titelseiten und Bildgeschichten - für die Frauenzeitschrift Die Dame und das Magazin UHU. In den Lustigen Blättern karikierte er aus Sicht der kleinen Leute vor allem das Alltagsleben in der Großstadt, versorgte dann während des Ersten Weltkriegs aber auch die Kriegs-Ausgaben der Lustigen Blätter mit Karikaturen gegen die Briten und andere Entente-Mitglieder. Also mit politischer Propaganda, die diesen Krieg leider verharmloste – was Walter Trier später belastete.
Foto Walter Trier: walter trier-archiv, konstanz
In den zwanziger Jahren gehörte Walter Trier bereits zu den populärsten Illustratoren. Er arbeitete für die Werbung, kreierte Bühnenbilder und Zeichentrickfilme. 1929 machte ihn die Kinderbuchverlegerin Edith Jacobsohn mit Erich Kästner bekannt. So kam es, dass Trier Kästners erstes Kinderbuch „Emil und die Detektive“ bebilderte. Die Zusammenarbeit dieser beiden hielt lange an – daraus entstanden weitere berühmt gewordene Kinderbücher sowie Titelseiten und Illustrationen für Kästners Bücher für Erwachsene.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 bedeutete für Trier das künstlerische Aus in Deutschland. Auch die von ihm mitgestalteten Bücher wurden damals verbrannt. Seine letzte Arbeit in Nazi-Deutschland war die Illustration von Mark Twains „Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“.
1936 emigrierte die Familie Trier nach Großbritannien. Dort zeichnete er in den folgenden 12 Jahren für die Monatszeitschrift Lilliput insgesamt 147 Titelcover. Lilliput war ein ‚Pocket Magazine for Everyone‘, für Kunst, Fotografie, Humor und Literatur. Dafür schrieben bekannte Autoren wie A.J Cronin, Lion Feuchtwanger oder Upton Sinclair. Außerdem arbeitete Trier für die Zeitschrift Picture Post.
1939 schlägt Walter Trier ein Angebot von Walt Disney aus, dort als Trickfilmzeichner zu arbeiten. Ab 1940 illustrierte er während des Zweiten Weltkriegs Flugblätter der Alliierten gegen Nazi-Deutschland, die über den von Deutschland besetzten Gebieten abgeworfen wurden.
1947 erhielt die Familie Trier die britische Staatsbürgerschaft und übersiedelte zu ihrer Tochter, die bereits in Kanada lebte. Dort baute sich Trier in Craigleith bei Collingwood im Staat Ontario ein Haus mit Atelier.
Dort starb Walter Trier am 8. Juli 1951.
(hhb)
Walter Trier-Archiv in Konstanz
Tilman Krause: Der Krieg muss auch mal Pause machen; in WELTdigital vom 8.3.2014
Lars von Töne: Die drei Leben des Berliner Humoristen Walter Trier; in Tagesspiegel am 2.4.2017
Bücher:
Dr. Antje Neuner-Warthorst: Walter Trier – Politik, Kunst, Reklame; Ausstellungskatalog zur Trier-Retrospektive im Wilhelm-Busch-Museum Hannover; Atrium Verlag 2006
Dr. Antje Neuner-Warthorst: Walter Trier – eine Bilderbuch-Karriere; Nicolai Berlin 2013