Willy Moese

Willy Moese wurde am 21. Juli 1927 als Sohn einer deutsch-spanischen Familie in Barcelona geboren. Sein Vater war nach dem Ersten Weltkrieg aus Böhmen ausgewandert und hatte eine Spanierin geheiratet. Schon mit drei Jahren wurde er in eine Klosterschule in Barcelona eingeschult. Aber nach seinem Wechsel auf die dortige deutsche Oberrealschule verließ die Familie das Land wegen des Spanischen Bürgerkriegs und kehrte nach Deutschland zurück.

Hier begann Willy Moese eine Lehre als Industriekaufmann in einer Porzellanfabrik und wurde dann 1944 zur Wehrmacht einberufen. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft lebte er zunächst in Bayern. Dort schlug er sich mit verschiedener Tätigkeiten durch, nutzte bald aber seine zeichnerische Begabung, um als Pressezeichner zu arbeiten.

 

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Copyright: Aus dem Nachlass mit Erlaubnis von Maria Moese

Das tat er für mehrere Blätter und bekam ab 1953 von den DDR-Zeitschriften Zeit im Bild und Wochenpost regelmäßige Aufträge. Was dazu führte, dass Moese seinen Wohnsitz in den Ostteil Berlins verlegte. Er arbeitete freiberuflich, zeichnete Karikaturen für Tageszeitungen, Plakate für Theater und Comic-Serien für die Berliner Zeitung, die NBI Neue Berliner Illustrierte, die Junge Welt und die Wochenpost. Für die NBI schuf er mit dem „Äffchen Nuk“ das Maskottchen für deren Kinderseite. Außerdem gestaltete er Titelblätter für die Kinderzeitschriften Atze, Bummi und FRÖSI sowie für das Pionierorgan Trommel. Und Bühnenbilder für die Kabarett-Theater „Die Distel“ und „academixer“.

Moese stand der DDR-Kulturpolitik stets selbstbewusst und kritisch gegenüber. Er gehörte zu den Unterzeichnern, die gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann protestierten. Damit wurde er für die Stasi endgültig zur oppositionellen, ja feindlich-negativ gesinnten Person und durch einen sogenannten „operativen Vorgang“ permanent überwacht und kontrolliert.

 

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Zum bekanntesten und produktivsten Pressezeichner in Ostdeutschland wurde Moese nicht zuletzt durch seine Comic-Serien „Klaus und Choko“ sowie „Blaff & Biene“ in der Wochenpost oder „Rolle & Robby“ in Atze sowie seine Karikaturen für das Satiremagazin Eulenspiegel. Nach der Wende versuchte er Comiczeitschriften herauszugeben, aber weder Jolly noch Spaßvogel konnten sich durchsetzen.

Bekannt wurde er auch durch seine Kunstwerke, dreidimensionale Objekte mit absichtsvollen Fehlern, „Plastikaturen“ genannt. Eine solche soll Erich Honecker auf der VIII. Kunstausstellung der DDR in Dresden bewundert haben – eine Adler Modell 7, ausgestellt als „Journalistenschreibmaschine“. Mit allerdings nur den drei Buchstaben A, B, L. Auf der man blablabla schreiben konnte. „Auf so einer Schreibmaschine  habe ich das Maschineschreiben gelernt!“ soll Honecker ganz begeistert ausgerufen haben.

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Willy Moese starb am 14. Februar 2007 in Berlin-Kaulsdorf, gerade als er dabei war, sich für eine Filmpremiere umzuziehen. Beerdigungen mochte er nicht: „Wenn ich tot bin, feiert ein Fest“, bat er seine Freunde, zu denen auch Stephan Heym, Manfred Krug oder Armin Müller-Stahl gehörten. Willy hatte in seinem Leben zwei Feinde – die Dummheit und die Humorlosigkeit.“  Daran erinnerte Peter-Michael Diestel am Sarg.


(hhb)

 

Nachruf auf Willy Moese in der Marzahn-Hellersdorfer Zeitung vom 1. März 2007