Franziska Bilek gehörte ab den 30er Jahren zu den bekanntesten deutschen Karikaturistinnen und Pressezeichnerinnen. Zunächst arbeitete sie für die Münchner Kunst- und Literaturzeitschrift Jugend und für den Simplicissimus. Auch in der NS-Zeit ließ sie sich in keiner Weise verbiegen – für schäbige Propaganda-Karikaturen gab sie sich nicht her. Als der Simpl 1950 in Konkurs ging, wechselte sie zur Münchner Abendzeitung und bildete ihre Bayern weiter so ab, wie sie waren und sich gaben. In dieser Zeit erfand sie die Symbolfigur eines in ihren Augen typischen Münchners, des „Herrn Hirnbeiß“. Mit dem sie ab 1961 tagtäglich eine Pointe lieferte, zum Geschehen in München, in seiner Umgebung, in Bayern oder wenn sinnvoll in der restlichen Welt.
Franziska Bilek wurde am 29. Oktober 1906 in München geboren. Schon als Kind zeichnete sie Märchenfiguren oder ihre Lieblingstiere auf ihrer Schiefertafel. In der Schule karikierte sie heimlich die Lehrer, statt dem Unterricht zu folgen. Die erkannten immerhin ihr Talent, und so wird sie bereits als Fünfzehnjährige an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München aufgenommen. Ihr späterer Wechsel an die Akademie der Bildenden Künste verlief zunächst frustrierend: „In der Akademie, da bin ich zum falschen Lehrer kommen. Ich sollte malen. Und ich hab keine blasse Ahnung von Öl g‘habt, von Ölfarben. Dann bin ich raus und hab kein Geld mehr g‘habt" – so ihr späterer Kommentar dazu. Darum verließ sie das Institut schon nach drei Semestern.
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Zu ihrem Glück hatte sie da aber bereits erste Aufträge für ihre Zeichnungen erhalten, vom Magazin Jugend, vom Münchner Abendblatt oder von den Münchner Neusten Nachrichten. 1936 bewirbt sie sich dann beim Simplicissimus und wird von Olaf Gulbransson sofort eingestellt. Sie sind bald eng befreundet. Den Briefwechsel zwischen den beiden gab sie 1950 unter dem Titel „Lieber Olaf – liebe Franziska“ heraus, humorvoll illustriert von beiden Künstlerfreunden.
Natürlich wurde auch Franziska Bilek in der NS-Zeit vom Propaganda-Ministerium zur Mitarbeit aufgefordert, was sie mit bayerischer Chuzpe ablehnte: „Ich kann nicht. Ich bin ein weibliches Wesen. Politik verstehe ich nicht.“ Ähnlich äußerte sie sich nach dem Krieg Karl Valentin gegenüber: „Ich mag mit Politik nichts zu tun haben. Hat’s mich zuerst graust, graust’s mich jetzt genauso. Mir gangst.“
So bleibt sie ihr ganzes Leben lang selbstbewusst und unangepasst, arbeitet nach dem Krieg zunächst weiter für den Simpl und zeichnet für Zeitschriften und Zeitungen. Textet und illustriert Bücher, unter anderen die gesammelten Werke von Karl Valentin mit ihrem berühmt gewordenen Schattenriss seiner überlangen Figur mit Melone und zu großen Schuhen.
Als der Nachkriegs-Simpl 1950 pleite ging, begann sie für die Abendzeitung zu arbeiten. Und erfindet für das Blatt die Figur eines typischen Münchner Grantlers – „Herr Hirnbeiß“, samt Dackel und Dauerliebe zur Maß Bier. Für die Welt am Sonntag schuf sie später die ebenfalls parodistische Figur eines „Herrn Grantlmeier“.
Die Bonner Polit-Größen interessierten sie ebenso wenig wie die Münchner Schickeria in Schwabing. Aber so ganz unpolitisch blieb sie denn doch nicht: Dem tiefschwarzen Franz Josef Strauß verpasste sie schon einmal rote Hörner. Und war selbstbewusst genug, gelegentlich auch für den Eulenspiegel in der DDR zu arbeiten.
1971 erhält sie die Ludwig-Thoma-Medaille und 1979 den Ernst-Hoferichter-Preis für Münchner Autoren der Sparten Kabarett, Drehbuch und Journalismus – „die in ihren Werken Originalität mit Weltoffenheit und Humor verbinden“.
Am 11. November 1991 starb Franziska Bilek im Alter von 85 Jahren an Krebs. 2005 ehrte München die Verstorbene mit dem Franziska-Bilek-Weg im Westend der Stadt, an der Schwanthalerhöhe.
(hhb)
Abendzeitung: Erinnerung an Franziska Bilek: "Herrn Hirnbeiß" grantelt einfach weiter
Ulrich Zwack, Bayerischer Rundfunk: Hommage an die Zeichnerin des Herrn Hirnbeiß
Deutschlandfunk: Vor 25 Jahren gestorben Franziska Bilek – die Erfinderin des „Herrn Hirnbeiß“
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