Der österreichische Journalist und Publizist Alfred Worm deckte durch penible Recherchen die unseriöse Vergabe von Großbauaufträgen in gleich mehreren Fällen auf und prangerte die damit verbundenen Schmiergeld- und Betrugsaffären an.
Alfred Worm wurde am 14. Juni 1945 in Gmünd/Niederösterreich geboren. Nach seiner Schulzeit im Gymnasium Graz-Liebenau absolvierte er bis 1964 eine Ausbildung zum Tiefbauingenieur an der HTL Höheren Technischen Lehranstalt in Mödling. Danach arbeitete er knapp zehn Jahre als Ingenieur in der Baubranche. Schon in dieser Zeit fielen ihm dort immer wieder unseriöse Praktiken auf. Darüber recherchierte er Einzelheiten, was dann durch ihn im Jahr 1973 zur Aufdeckung des so bezeichneten „Wiener Bauring-Skandals“ führte.
Die gemeindeeigene Wohnbaugesellschaft Wiener Bauring hatte sich trotz Verbots an Bauvorhaben im arabischen Raum beteiligt. Durch Managementfehler, Korruption und Betrug waren die Schulden des Unternehmens bis 1973 auf 1,4 Mrd. Schilling – etwa 401 Millionen EURO – aufgelaufen. Alfred Worm, damals Kommunalberichterstatter über Baubeschwerden beim Ombudsmann Helmut Zilk in Wien, hatte diesen Skandal aufgedeckt und informierte darüber das Nachrichtenmagazin Profil.
Journalist Alfred Worm im Prozess gegen den ehemaligen Wiener Stadtrat Helmut Braun im Wiener Landesgericht; 1.1.1990
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Ab 1974 begann Worm gänzlich als Enthüllungsjournalist für Profil zu arbeiten und wurde von 1976 bis 1994 deren Chefredakteur. 1980 deckte er den AKH-Skandal auf – die Kostenexplosion und Schmiergeldaffäre beim Bau des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien (AKH). Dabei stellte sich heraus, dass sich allein der technische Direktor der Krankenhaus Planungs- und Errichtungsgesellschaft mit mehr als zwei Millionen Euro hatte schmieren lassen. In den Strudel dieser ► Affäre geriet aber auch der damalige Finanzminister und Vizekanzler Hannes Androsch.
Der österreichische Bundespräsident Rudolf Kirchschläger bezeichnete diese Aufdeckung „als Trockenlegung der Sümpfe und sauren Wiesen“.
Von 1994 bis 1998 war Worm danach Chefredakteur des Magazins News und blieb anschließend dessen Herausgeber bis zu seinem Tod im Jahr 2007.
Schon ab Mitte der 80er Jahre war Worm zudem Lehrbeauftragter am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität in Wien. Er sorgte dafür, dass dieses Institut 1988 größere und eigene Räume zur Ausbildung von Journalisten und zur weiteren Förderung des Nachwuchses bekam. Seine Bekanntheit und Popularität als erfolgreicher Rechercheur half dem Institut zudem, dass dort immer mehr junge Leute studieren wollten.
Von 1983 bis 1988 war Worm aktiv in der Politik tätig, als ÖVP-Abgeordneter im Wiener Landtag und Gemeinderat.
2006 wurde Alfred Worm als „Journalist des Jahres“ ausgezeichnet. Drei Tage nach dieser Ehrung starb er an einem Herzinfarkt und wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Zu seinem Gedenken vergab die Verlagsgruppe News von 2008 bis 2011 einen „Alfred-Worm-Preis“ für investigativen Journalismus.
(hhb)
Quellen
Im stillen Kammerl / DER SPIEGEL 38/1980 vom 14.9.1980
Die größten Bauskandale / Der Standard vom 23.4.2004
Streit über AKH-Sanierung / ORF 18.10.2013