Karl Marx

Dass sich Karl Marx – am 5. Mai 1818 in Trier geboren – als politischer Journalist und Publizist sein Leben lang für Presse- und Meinungsfreiheit eingesetzt hat und gegen die zu seinen Lebzeiten übliche Zensur stritt, ist weitgehend unbekannt. Wohl deshalb, weil Staaten wie die DDR, die sich auf ihn und seine Kapitalismus-Kritik beriefen, genau dieses Credo missachtet haben. Anders als Lenin, der die Rolle der Presse als Propaganda- und Agitationsinstrument begriff, kämpfte Marx von Jugend an für Pressefreiheit und gegen obrigkeitsstaatliche Zensur – also für deutlich andere Funktionsbestimmungen der Medien als später in kommunistischen und realsozialistischen Staaten sowie von ihrer Parteipresse gehandhabt.

Nach seinem Jura- und Philosophiestudium in Bonn und Berlin und angesichts der Tatsache, dass ihm der preußische Staat eine Laufbahn als Universitätsdozent verwehrte, trat er bereits als 24Jähriger in die Redaktion der liberal-demokratischen Rheinischen Zeitung in Köln ein und startete bereits im Mai 1842 eine sechsteilige Artikelserie über die Debatten zur Pressefreiheit im 6. Rheinischen Provinziallandtag.

 

article picture

Im Oktober 1842 wurde er Chefredakteur dieses oppositionellen Blattes und litt von Anfang an unter den andauernden Zensurmaßnahmen, die im April 1843 zum endgültigen Verbot des Blattes führten. Als Grund wurde angeführt, er habe die Staatsverwaltung böswillig verleumdet und die Zensur und Pressepolizei in Preußen verspottet. In seiner kurzen Zeit als Chefredakteur hatte er die Auflage des Blattes von 1.000 auf etwa 3.300 Exemplare verdreifacht.

Marx musste nun emigrieren, heiratete und ging mit seiner Frau nach Paris, wo solche Kontrollmaßnahmen in der Nach-Napoleonischen Zeit weniger streng gehandhabt wurden. Dort war er am Start der Zeitschrift Deutsch-Französische Jahrbücher beteiligt, von der aber aus finanziellen Gründen nur ein Doppelheft im Jahr 1844 erscheinen konnte. Außerdem arbeitete Marx für das in Paris verlegte Wochenblatt Vorwärts, das vor allem den in Preußen herrschenden Absolutismus attackierte und von 1844 bis 1845 erschien. Auf Betreiben der Preußischen Regierung wurde Karl Marx im Februar 1845 aus Paris ausgewiesen.

Marx übersiedelte nach Brüssel, wo er 1846 zusammen mit Friedrich Engels das „Kommunistische Korrespondenz-Komitee“ gründete und gelegentlich für die Deutsche-Brüsseler-Zeitung schrieb. Die allerdings nur eine sehr geringe Auflage von wenigen hundert Exemplaren hatte. Als die französische Februarrevolution in ganz Europa Erschütterungen auslöste, wurde Marx in Brüssel verhaftet und aus Belgien ausgewiesen.

Auf Einladung der provisorischen Regierung der Französischen Republik kehrte er vorübergehend nach Paris zurück, ging aber sofort nach Ausbruch der deutschen Märzrevolution wieder nach Köln. Von wo aus er die Neue Rheinische Zeitung – Organ der Demokratie als Tageszeitung herausgab. Die erste Ausgabe mit einer für damalige Verhältnisse hohen Auflage von 6.000 Stück erschien am 1. Juni 1848 und danach weitere dreihundertmal bis zum 19. Mai 1849, als sie mit ihrer berühmten roten Ausgabe 301 zum letzten Mal erscheinen durfte. Damit endete auch die kurze Phase einer größeren Pressefreiheit in Deutschland.

Daraufhin ging Marx mit seiner Familie nach England ins Exil und wohnte zunächst im Londoner Armenviertel Soho. In seiner Londoner Emigration startete er zusammen mit Friedrich Engels erneut die Neue Rheinische Zeitung, nun als „Politisch-ökonomische Revue“ und ließ sie in Hamburg drucken. Den Unterschied zwischen der einstigen Neuen Rheinischen Zeitung als Tageszeitung und nun als Revue gleichen Namens definierte Marx in seiner Ankündigung so:

Das größte Interesse einer Zeitung, ihr tägliches Eingreifen in die Bewegung und unmittelbares Sprechen aus der Bewegung heraus, die Widerspiegelung der Tagesgeschichte in ihrer ganzen Fülle, die fortlaufende leidenschaftliche Wechselwirkung zwischen dem Volke und der Tagespresse des Volkes — dies Interesse geht notwendig bei einer Revue verloren. Die Revue gewährt dagegen den Vorteil, die Ereignisse in größern Umrissen zu fassen und nur bei dem Wichtigeren verweilen zu müssen. Sie gestattet ein ausführliches und wissenschaftliches Eingehen auf die ökonomischen Verhältnisse, welche die Grundlage der ganzen politischen Bewegung bilden."

Aber auch von dieser Revue erschienen nur sechs Hefte zwischen Januar und November 1850. Der preußische Geheimdienst hatte den Vertrieb erfolgreich behindert. Das blieb der letzte Versuch von Karl Marx, eine eigene Zeitung oder Zeitschrift herauszugeben.

Aber er arbeitete weiter für mehrere Zeitungen und Zeitschriften.  So war er von 1852 bis 1862 Londoner Korrespondent für die New York Daily Tribune und lieferte ihr umfassende politische und ökonomische Analysen über verschiedene europäische Länder. Ab 1859 schrieb er zudem für die Arbeiterzeitung Das Volk, ein Blatt des Deutschen Arbeiterbildungsvereins in London. Und wurde Korrespondent für die „alte“ Wiener Presse, die 1848 zur Zeit der Märzrevolution gegründet worden war und bis 1896 existierte. Aber auch immer wieder durch Verbote eingestellt werden musste.

Karl Marx und die Pressefreiheit: im Prozess gegen die Neue Rheinische Zeitung im Februar 1849 bezeichnete er die Presse als „öffentlichen Wächter, als unermüdlichen Denunzianten der Machthaber und als allgegenwärtiges Auge und allgegenwärtigen Mund des seine Freiheit bewachenden Volksgeistes.“ Was später viele realsozialistische Regierungen nicht wahrhaben wollten.

Karl Marx starb im Alter von 64 Jahren am 14. März 1883 in London.

(hhb)