Hanns Joachim Friedrichs wurde am 15. März 1927 in Hamm/Westfalen geboren. Kurz vor Kriegsende war er noch als Luftwaffenhelfer zum Arbeitsdienst und schlussendlich auch noch zur Wehrmacht eingezogen worden. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft machte er ein zweites Mal sein Abitur, weil sein Kriegsabitur nicht anerkannt worden war. Danach begann er als Volontär beim Berliner Telegraf.
Bei einem Fortbildungskurs zum Thema „Parlamentarische Demokratie“ kam er als 22-Jähriger im Frühjahr 1949 nach London und schrieb dort seinen ersten Text für die BBC. Der britische Sender engagierte ihn 1950 für fünf Jahre als Nachrichtenredakteur für seinen deutschen Dienst. Sein Fazit über diese Zeit: „Da habe ich gelernt, zu informieren und zu erhellen, also aufzuklären, und dieses Verständnis von Journalismus hat mich vor allerlei Dummheiten geschützt“.
1955 begann er beim damaligen NWDR in Köln als Korrespondent und Reporter und moderierte gelegentlich das Regionalmagazin Hier und Heute. 1964 wurde er vom ZDF engagiert, zunächst als Korrespondent in Washington und New York. Ab 1969 moderierte er die Heute-Nachrichten und wurde 1973 ZDF-Sportchef. 1981 ging es nochmals zurück in die USA, nach New York, von wo aus er mit Dieter Kronzucker das TV-Magazin Bilder aus Amerika entwickelte.
Hanns Joachim Friedrichs als Erster Moderator der Tagesthemen
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1985 wechselte Friedrichs vom ZDF zur ARD als Haupt-Moderator der neu konzipierten Tagesthemen, die er als Deutschlands erster Anchorman im Wechsel mit Ulrike Wolf und Sabine Christiansen moderierte.
Hanns Joachim Friedrichs Credo als Journalist und Moderator lautete: „Das hab’ ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein. Nur so schaffst du es, daß die Zuschauer dir vertrauen, dich zu einem Familienmitglied machen, dich jeden Abend einschalten und dir zuhören.“
Am Abend des 9. November 1989 spricht Friedrichs seine wohl bedeutendste Anmoderation: „Im Umgang mit Superlativen ist Vorsicht geboten, sie nutzen sich leicht ab, aber heute Abend darf man einen riskieren - dieser 9. November ist ein historischer Tag: Die DDR hat mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind. Die Tore in der Mauer stehen weit offen." Wovon in der Live-Schaltung nach Berlin zu diesem Zeitpunkt allerdings nur wenig zu sehen war.
Am 30. September 1991 moderierte Hajo Friedrichs zum letzten Mal die Tagesthemen, sein Nachfolger wurde Ulrich Wickert.
Friedrichs drehte auch mehrere Naturfilme mit dem Titel „Wunderbare Welt“, um damit die Menschen für ihre Umwelt und deren Gefährdung zu sensibilisieren.
Hanns Joachim Friedrichs starb am 28. März 1995 in Hamburg. Einen Tag nach Erscheinen des SPIEGEL mit einer Titelgeschichte über ihn.
Mit Hajo Friedrichs befreundete Journalisten stifteten nach seinem Tod den mit 10.000 Euro dotierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis, mit dem kreative, kritische und parteiunabhängige Journalisten nun seit 1995 ausgezeichnet werden. Erster Preisträger war Thomas Roth, der dann ab 2013 ebenfalls die Tagesthemen moderierte.
(hhb)
Portrait von Hanns Joachims Friedrichs auf ndr.de
"Wir müssen uns gemein machen - mit unserer Verfassung", Rede von Anja Reschke anlässlich der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2018.
Bücher
Hanns Joachim Friedrichs mit Harald Wieser: Journalistenleben, Droemer Knaur 1994