Rudolf Augstein

Rudolf Augstein wurde am 5. November 1923 in Hannover als Sohn des Kamera-Fabrikanten und Foto-Kaufmanns Friedrich Augustein geboren. Seine Mutter Gertrude Maria Augstein hatte sechs weitere ältere Kinder. Mit seinen fünf Schwestern und einem Bruder - Josef, der später als Anwalt arbeitete - wuchs Augstein in einer bürgerlich katholisch geprägten Familie auf.

Er absolvierte 1941 das Abitur auf dem Ratsgymnasium und begann ein Volontariat beim „Hannoverschen Anzeiger“. Als Funker wurde Augstein ein Jahr später zum Militär eingezogen und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Artilleriebeobachter zum Leutnant der Reserve befördert. Den legendären Fragebogen des Magazins der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, welche militärische Leistung er am meisten bewundere, beantwortete Augstein später so: „Mein Rückzug aus der Ukraine“.

Am 4. Januar 1947 erschien die erste Ausgabe des Nachrichtenmagazins „DER SPIEGEL“ in der britischen Besatzungszone mit einer Auflage von fünfzehntausend Exemplaren. Der britische Presseoffizier John Seymour Chaloner hatte Augstein dafür die Lizenz erteilt, obwohl der auch gegenüber der Besatzungsmacht kritisch berichtete. Kritik an der Obrigkeit blieb sein lebenslanges Leitmotiv.

 

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Die „SPIEGEL-Affäre“ über einen angeblichen „Abgrund an Landesverrat“ (so Kanzler Konrad Adenauer) bedrohte das Blatt in seiner Existenz. Das Magazin hatte mit dem Titel „Bedingt abwehrbereit“ über die Schwächen der Bundeswehr bei einem Nato-Manöver und die atomaren Aufrüstungspläne des damaligen Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß berichtet. Augstein saß103 Tage in U-Haft, sieben weitere Mitarbeiter wurden verhaftet, die Redaktionsräume von der Polizei besetzt, Manuskripte beschlagnahmt. Eine Welle der Solidarität in der Bevölkerung und die Unterstützung von Blättern wie „Hamburger Morgenpost“,  „Die ZEIT“ und „Stern“ beendeten den massiven Angriff auf die Pressefreiheit. Minister Strauß musste zurücktreten, weil er das Parlament in Bonn belogen hatte, das Bundesverfassungsgericht stärkte die Pressefreiheit - und die Auflage des SPIEGEL als „Sturmgeschütz der Demokratie“ stieg um 100.000 Exemplare.

Neben seinem journalistischen Schaffen schrieb Augstein 12 Bücher über Theologie, Geschichte und Sport. 1960 begründete er die Augstein-Stiftung. 2000 wurde er mit den Titeln „Held der Weltpressefreiheit“ und „Journalist des Jahrhunderts“ ausgezeichnet. Sein möglicherweise größtes Verdienst ist die frühe (später in Teilen bereute) Sicherung seines Lebenswerk durch den per Darlehen aus zukünftigen Gewinnanteilen (keine Schenkung, wie häufig falsch berichtet) finanzierten Verkauf knapp der Hälfte der  Gesellschafteranteile an die Mitglieder seiner Redaktion, der Dokumentation sowie der Verlagsangestellten im Jahre 1974 durch die Konstituierung einer „Beteiligungsgesellschaft für SPIEGEL-Mitarbeiter mbH & Co“, (Mitarbeiter KG“) und die posthum verfügte Übertragung eines weiteren, entscheidenden Prozents. Sie schützt das Haus heute vor der Übernahme durch verlagsfremde Investoren. 

Augstein starb am 7. November 2002 kurz nach seinem 79. Geburtstag an einer Lungenentzündung. Er wurde in Keitum auf Sylt begraben. (sk)

 

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Zeugen des Jahrhunderts: Rudolf Augstein spricht über sein Leben und beleuchtet die wichtigsten Eckpfeiler seiner Laufbahn