Der Journalist und Pressefotograf Hilmar Pabel entwickelte sich in den 50er, 60er und 70er Jahren zu einem der bedeutendsten Bildberichterstatter. Bekannt geworden war er zuvor als Mitinitiator der Kindersuchaktion des Roten Kreuzes nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Berühmt wurde er durch seine eindringlichen Fotoreportagen aus Nachkriegsdeutschland, aus der dritten Welt oder vom Vietnamkrieg.
Hilmar Pabel wurde am 17. September 1910 als Sohn eines Kaufmanns in Rawitsch geboren, in der damaligen Provinz Posen. Von seinem zweiten Lebensjahr an wuchs er in Berlin auf. Schon im Alter von 14 Jahren begann er mit einer Kastenkamera zu fotografieren. Nach seiner Schulzeit besuchte er 1929 die „Agfa Fotoschule“ von Dr. Beck in Berlin und studierte danach ab 1930 an der Berliner „Friedrich-Wilhelm-Universität“ Germanistik, Philosophie und bei Emil Dovifat Zeitungswissenschaften.
Danach war er freiberuflich tätig. Vom Berliner Korrespondenzbüro der Schweizer Journalistin Lily Abegg erhielt er seinen ersten Auftrag, eine Fotoreise auf einem Walfänger zu den Faröer Inseln. Als freier Fotograf belieferte er ab 1935 den Deutschen Verlag (früher Ullstein) und die Neue Illustrierte Zeitung.
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1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und fotografierte als Bildberichterstatter für die Propagandazeitschrift Signal des Oberkommandos der Wehrmacht sowie für Erika – die frohe Zeitung für Front und Heimat. Im Dezember 1940 musste er auch im Ghetto von Lublin fotografieren. Diese Bilder wurden, mit antisemitischen Bildunterschriften ergänzt, in der Berliner Illustrirten veröffentlicht. Wegen dieser Fotos geriet er 1989 öffentlich in die Kritik.
Nach kurzer Kriegsgefangenschaft arbeitete er 1945 für den „Suchdienst des Bayerischen Roten Kreuzes“. Dort wurde er Mitinitiator der Kindersuchaktion und fotografierte in Waisen- und Krankenhäusern mehr als 2.000 Kinder, die von ihren Eltern und Familien getrennt worden waren: „Verlorene Kinder suchen ihre Eltern“.
Erich Kästner und die von Rowohlt herausgegebene Zeitschrift Pinguin ermöglichten ihm einen Neuanfang als Pressefotograf. 1947 begleitete er in einer Fotodokumentation aus der Gefangenschaft heimgekehrte ausgemergelte Kriegsteilnehmer.
Für die Zeitschrift Quick unternahm Pabel zwischen 1948 und 1960 Fotoreisen durch die DDR, nach Nepal, Indonesien, Japan, China oder Taiwan und durch zahlreiche afrikanische Staaten. Seine Bildreportagen führten ihn auch in die USA und in die Sowjetunion – seine Fotoberichte wurden auch von Life, Paris Match oder Epoca gedruckt.
1961 erhielt er den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und gehörte ab diesem Jahr bis 1970 zur Fotografen-Equipe des Sterns. Seine erschütternden Fotoreportagen aus dem Vietnamkrieg – etwa „Die Geschichte der kleinen Orchidee“ über ein tödlich verwundetes vietnamesisches Mädchen – rüttelten damals viele Leser auf, wie auch seine Aufnahmen vom sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei.
In den 90er Jahren beschuldigte man ihn wegen seiner von den Nazis propagandistisch genutzten Fotos. Diese Bilder und seine späteren Kriegsberichte hatten ihn längst zu einem überzeugten Pazifisten gemacht. Seine Scham über die frühere Propagandatätigkeit bekannte er in einem sehr nachdenklichen Brief. Trotz seiner Mitwirkung an NS-Kriegspropaganda gilt er zu Recht als einer der wichtigsten Vertreter der humanistisch-aufklärerischen Pressefotografie. Ein Bildreporter, der mit seinen erschütternd realistischen Fotos gegen das Elend in aller Welt gekämpft hat. „Ich hätte mir gewünscht, dass meine Bilder in allen Parlamenten hängen, vier mal fünf Meter groß, damit die Politiker sehen, was der Krieg anrichtet.“
Seine Fotos wurden auf der documenta 1977 in Kassel gezeigt. Außerdem erhielt er vier Goldmedaillen beim Wettbewerb World Press Photo, den deutschen Kulturpreis für Fotografie und die „goldene Blende“.
Hilmar Pabel starb am 6. November 2000 kurz nach seinem 90. Geburtstag in Alpen bei Wesel am Niederrhein.
(hhb)
Quellen
Hilmar Pabel / Fotografen wiki
Heike Kunert: Hilmar Pabel - Ein Humanist der Kamera / Tagesspiegel 8.11.2000
Pressefotograf Hilmar Pabel gestorben / DIE WELT 8.11.2000
Bücher
Hilmar Pabel: Jahre unseres Lebens / Constantin-Verlag Stuttgart 1954
Hilmar Pabel: Antlitz des Ostens / Hoffmann & Campe 1960
Hilmar Pabel: Porträts aus Nachkriegsdeutschland / Museum Folkwang 1980
Hilmar Pabel: Bilder der Menschlichkeit / Bucher Verlag 1983
Hilmar & Romy Pabel: Auf Marco Polos Spuren – Expedition Seidenstraße / Süddeutscher Verlag 1986
Hilmar & Romy Pabel: Abenteuer Kanada / Süddeutscher Verlag 1987