Robert Capa

Robert Capa, eigentlich Endre Ernö Friedmann, wurde am 22 Oktober 1913 in Budapest geboren, das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Er war der mittlere von drei Söhnen einer jüdischen Schneiderfamilie und engagierte sich schon früh in Ungarns linker politischer Szene. 1931 wurde er während einer Demonstration gegen den ungarischen Reichsverweser Miklós Horthy verhaftet, ins Gefängnis eingeliefert und vor die Wahl gestellt, entweder vor Gericht gestellt zu werden oder Ungarn zu verlassen. Da er als Schüler gut Deutsch gelernt hatte, emigrierte er kurz entschlossen nach Deutschland.

In Berlin studierte er Journalistik und Politik an der „Deutschen Hochschule für Politik“ und arbeitete parallel dazu als Fotolaborant für den Ullstein-Verlag. In den Jahren 1932/33 war er Fotoassistent beim „Deutschen Photodienst Dephot“. Seine ersten Fotos wurden 1932 im Berliner Weltspiegel veröffentlicht, Bilder von Leo Trotzki in Kopenhagen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ging er zunächst nach Wien und später ins Saarland, das noch von Frankreich besetzt und darum Zufluchtsziel vieler NS-Verfolgter war. Von dort floh er schließlich nach Paris, wo er sich mit Henri Cartier-Bresson, André Kertész und David „Chim“ Seymour anfreundete.

 

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In Paris lernte Friedmann auch seine Lebensgefährtin Gerta Pohorylle kennen, eine Jüdin aus Stuttgart, die genau wie er aus Deutschland geflohen war. Sie übernahm die Vermarktung seiner Fotos. Dafür erdachten sie sich neue Namen, einprägsamere Pseudonyme: Aus Endre Ernö Friedmann wurde Robert Capa und Gerta Prohorylle wurde zu Gerda Taro. Beide nahmen Unterricht beim Fotografielehrer Simon Gutmann, der eine Agentur für Pressefotos betrieb und Capa, Taro und ihren Freund „Chim“ Seymour 1935 für eine Fotoreportage nach Spanien schickte. Dort dokumentierte das Trio im herrschenden Bürgerkrieg den Kampf zwischen den republikanischen und den aufständischen Truppen von General Franco und etablierten so eine moderne Kriegsfotografie. Viele ihrer Aufnahmen erschienen im US-Magazin Life und machten das Trio weltweit bekannt.

Am 5. September 1936 entstand Capas berühmt gewordenes Foto „eines fallenden Soldaten“ in der Sekunde seines Todes, ein Bild, das kurz darauf in der französischen Illustrierten VU erschien, wie andere seiner Aufnahmen in Regards. Später kamen Zweifel an der Authentizität dieses Fotos auf – mehrere Historiker und Kollegen glaubten beweisen zu können, dass das „Foto des fallenden Soldaten“ - angeblich der republikanische Milizionär Federico Borrell Garcia – nachgestellt und somit ein Fake sei. Endgültige Sicherheit gibt es bis heute nicht.

Gerda Taro wurde 1937 während eines Angriffs der deutschen Legion Condor von einem republikanischen Panzer überrollt und starb tags darauf im Lazarett.

Picture Post, die Capas Bilder aus dem Spanischen Bürgerkrieg am 3. Dezember 1938 veröffentlicht hatte, bezeichnete ihn schon damals als "the greatest war photographer in the world". 1938 berichtete er auch aus China über den Widerstand der Chinesen gegen die japanischen Invasoren. 1939 übersiedelte Capa endgültig in die USA. Er wurde Kriegsberichterstatter für die Zeitschriften Time, Life und Collier’s und berichtete aus Nordafrika, über die Eroberung Siziliens und die Landung der Alliierten in der Normandie. Während der Invasion am D-Day bei Omaha Beach war Capa der einzige Fotograf in der ersten Landungswelle - dort entstanden weitere weltberühmt gewordene Fotos, die Life in der Woche darauf druckte. Sie waren unscharf, was die Zeitschrift mit dem Hinweis entschuldigte, „der Fotograf habe im Kugelhagel und in Todesangst keine ruhige Hand gehabt.“ Das war allerdings nicht der wahre Grund – in einem Londoner Fotolabor wurde durch einen Fehler bei der Entwicklung ein Großteil seiner Fotos vernichtet. Nur ein kläglicher Rest von elf Bildern überlebte stark beschädigt das Desaster.

Später sprang Capa mit US-Fallschirmjägern über Deutschland ab und machte kurz vor Kriegsende bei der Besetzung Leipzigs ein Foto vom letzten amerikanischen Soldaten, der diesen Krieg nicht überlebt hatte: „Last Man to die.“

1946 erhielt Capa die amerikanische Staatsbürgerschaft und gründete im Jahr darauf mit seinen Kollegen Henri Cartier-Bresson, „Chim“ Seymour und George Rodger die Fotoagentur Magnum. Von da an verzichtete er zunächst darauf, weiter als Kriegsreporter zu arbeiten, sondern begleitete lieber John Steinbeck auf einer Reise durch die Sowjetunion, über die dann in der New York Herald Tribune berichtet wurde. Er war bei der Gründung des Staates in Israel dabei und wurde später Augenzeuge beim Ausbruch des ersten Nahost-Krieges.

1954 ließ er sich dann doch wieder von Life als Kriegsberichterstatter nach Indochina schicken. Dort starb er am 25. Mai, als er auf eine Landmine trat.

Capa hat mit seinen Fotos der Kriegsberichterstattung einen ganz eigenen Stempel aufgedrückt und das Elend wie die Grausamkeiten in Kriegen beeindruckend dokumentiert. Sein Credo lautete dabei stets: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, dann warst du nicht dicht genug dran“. Diese Einstellung hat ihm letztlich das Leben gekostet, aber auch seinen Ruhm begründet. Möglich, dass er gelegentlich Soldaten posieren ließ, bei der Kriegsberichterstattung noch heute nicht unüblich. Aber Capa scheute dennoch keinen Fronteinsatz. Mit seinen Fotos hat er stets klar Stellung bezogen, gegen den Faschismus in Spanien oder Italien und gegen das Hitler-Regime. Und immer wieder wo auch immer gegen Gewalt und Unmenschlichkeit. Damit hat Robert Capa Fotografie-Geschichte geschrieben, selbst wenn anfangs möglicherweise ein Fake seine Karriere als Kriegsreporter befördert haben sollte.

  

(hhb)

 

Alan Posener: Ein Bild trügt mehr als tausend Worte WELT Print vom 18.10.2008

Merthem Worthmann: Gefälscht?!  - in ZEITonline am 23. Juli 2009

Björn Menzel: Das Rätsel des unbekannten Soldaten – in SPIEGELonline am 8.2.2013

Jochen Siemens: Robert Capa beim D-Day / 150.000 Soldaten und ein Fotograf – STERNonline am 6.6.2014

 

Bücher:

Death in the Making; 1937

Alex Kershaw: Robert Capa – Der Fotograf des Krieges; Ullstein