Willy Fleckhaus

Wilhelm August „Willy“ Fleckhaus wurde am 21. Dezember 1925 in Velbert bei Düsseldorf geboren. Dort verbrachte er seine Kindheit, besuchte die Schule und wurde in der katholischen Jugendbewegung aktiv. Von 1943 bis 1945 war er Soldat und wurde gegen Ende des Krieges in Norditalien gefangen genommen.

Ab 1946 arbeitete Fleckhaus beim Kunstverein Niederberg. 1948 wechselte er von dort als Redakteur zur Zeitschrift Fährmann nach Freiburg/Breisgau zum Christophorus-Verlag. 1950 wurde er Redakteur für die gewerkschaftliche Jugendzeitschrift Aufwärts, die vom Bund-Verlag herausgegeben wurde. 1953 übernahm der Autodidakt deren gestalterische Leitung.

 

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Copyright: Bundesarchiv, Bild 183-T0317-019, Fotograf Hubert Link

Über ihr Buch "Bertolt Brecht - Sein Leben in Bild und Text" diskutierten am 16. März 1978 im Berliner Brecht-Zentrum der DDR-Herausgeber Werner Hecht (2.v.l.) und der Gestalter Prof. Willy Fleckhaus (l.) aus der BRD mit Literaturfreunden.

1959 holten Adolf Theobald und Stephan Wolf ihn als Art-Director zum von ihnen gegründeten Magazin Student im Bild – aus dem dann auf sein Betreiben die Zeitschrift twen entwickelt wurde. Mit diesem Blatt prägte Fleckhaus wie kein Zweiter die visuelle Kultur der 60er Jahre: Schweizer Typografie mit breit laufender Titelzeile, innen ein klar gerastertes Layout mit viel Weißraum und deutlich gegliederten gut lesbaren Textspalten. Dazwischen große farbige Fotostrecken, oft auf Doppelseiten. Von bekannten Fotografen wie Art Kane, Will McBride oder Reinhart Wolf produziert. So wurde der twen dank Fleckhaus inhaltlich und ästhetisch zu einer geradezu revolutionären Jugend-Illustrierten, zum ersten deutschen Lifestyle-Magazin. Damit begründete Fleckhaus das Editorial Design in Deutschland.

Unter den Blattgestaltern galt Fleckhaus als „Magier des freien Raums“, für seine Verleger war er eher der „teuerste Bleistift Deutschlands“. Denn twen erschien letztendlich in fünf Verlagen – bei Th. Martens & Co, Heinrich Bauer, Kindler & Schiermeyer/Axel Springer, Weitpert und Gruner + Jahr - verdiente aber nirgendwo richtig Geld. Immerhin erschienen zwischen 1959 und 1971 insgesamt 129 twen-Ausgaben. 124 davon hat Fleckhaus gestaltet, alle noch heute begehrte Sammlerstücke.

Parallel dazu konzentrierte sich Fleckhaus auf die Gestaltung von Büchern und entwarf zum Beispiel für den Suhrkamp-Verlag dessen regenbogenfarbige edition suhrkamp. Die war Suhrkamps Antwort auf den neu gegründeten Deutschen Taschenbuchverlag dtv, dessen Titelseiten vom Schweizer Grafikdesigner Celestino Piatti gestaltet wurden. Nachdem Fleckhaus 1970 beim twen auf Betreiben von Henri Nannen ausscheiden musste – was Verleger Gerd Bucerius später bedauerte - gestaltete er ab 1971 auch die suhrkamp taschenbücher und die Wissenschaftsreihe stw - mit schwarzen Covern und knallig bunten Schriftzeilen.

Auch für das 1980 gegründete Frankfurter Allgemeine Magazin, eine farbige wöchentliche Tiefdruckbeilage zur FAZ, schuf der erfahrene Editorial-Designer einen überzeugenden Auftritt: mit nun stets gestochen scharfen Fotos und großartigen Illustrationen. Für jede Ausgabe plante er eine individuelle Gestaltung, kreativ zusammengefügt aus Bild und Text. Angeschnittene Seiten, einzeln oder doppelseitig über Bund, und mit Textblöcken, die selber zu grafischen Elementen geworden waren. Mittlerweile Professor an der Essener Folkwang Hochschule für Gestaltung holte er von dort junge Grafiker und Fotografen. Gemeinsam machten sie das Blatt zu einer neuen visuellen Attraktion, in der Bilder und Typographie zu einer grafischen Einheit verschmolzen.

Fleckhaus hat zudem das Logo der Quick entworfen, das „rote Herz mit der rundlichen schwarzen Schrift“ für die Spenden-Aktion Ein Herz für Kinder der Bild-Zeitung und zu Weihnachten 1978 zwei Briefmarken für die Deutsche Bundespost.

1974 erhielt Willy Fleckhaus den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und 1983 die Ehrenmitgliedschaft des Art Directors Club Deutschland. 1987 wurde er posthum in der „Hall of Fame“ des ADC New York aufgenommen.

Am 12. September 1983 starb Willy Fleckhaus an Herzversagen in der Toskana, in Castelfranco di Sopra/Italien.

(hhb)

 

Twen: Sechs über Sex; in Der Spiegel vom 2.8.1961

Bücher:

Michael Koetzle/Carsten Wolff: Fleckhaus – Deutschlands erster Art Director; Verlag Klinkhardt & Biermann