Der Hessische Landbote

Der Hessische Landbote war ein Pamphlet, das 1834 von dem Medizinstudenten Georg Büchner in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Pastor Friedrich Ludwig Weidig erarbeitet worden ist. Es wurde wie damals üblich als Flugblatt gedruckt und ab Anfang August 1834 heimlich im Großherzogtum Hessen-Darmstadt verteilt.

Die Herausgeber wollten mit ihrer Streitschrift auf die oft sinnlose Verschwendung von Steuereinnahmen hinweisen und damit gegen das „Gottesgnadentum“ protestieren, auf das sich die Fürsten in ihrem Tun erneut beriefen.

Der Aufruf „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ war ein Wahlspruch aus der französischen Revolution von 1789, die in Deutschland – in jener Zeit der Restauration nach Napoleon I. – nur wenig für das einfache Volk und das Bürgertum verbessert hatte. Da wurden die „Karlsbader Beschlüsse“ aufgelegt, die Pressezensur wurde verstärkt genau wie die „Demagogen-Verfolgungen“, alles repressive Obrigkeitsmaßnahmen mit dem Ziel, jegliche Opposition zu zerschlagen.

Die Obrigkeit reagierte mithin heftig auf das Flugblatt. Büchner wurde steckbrieflich gesucht, konnte aber nach Straßburg fliehen, wo er zuvor studiert hatte. Pastor Weidig dagegen wurde zusammen mit anderen Oppositionellen verhaftet, inhaftiert und gefoltert. 1837 kam er im Gefängnis auf ungeklärte Weise ums Leben, angeblich durch Selbstmord.

Die Flugschrift Der Hessische Landbote war dann in der „vor 48er Zeit“ ein viel diskutierter, weil sprachmächtiger Revolutionsaufruf an die Landbevölkerung. Er gilt zu Recht als ein wichtiges Werk in der Zeit des Vormärz. Der Historiker Thomas Nipperdey bezeichnete den Aufruf in seinem Buch „Deutsche Geschichte 1800-1866“ als das erste große Manifest einer sozialen Revolution.

(hhb)

Der Hessische Landbote Juli 1834

article picture