Der Völkische Beobachter (VB) war die Parteizeitung der NSDAP – sie erschien zunächst im Münchner Verlag Franz Eher Nachfolger - später Franz-Eher Verlag GmbH - den die Partei im Dezember 1920 für ca. 120.000 Papiermark gekauft hatte. Zuvor war der VB als Wochenblatt der völkisch-antisemitischen Thule-Gesellschaft erschienen, die den von Kurt Eisner proklamierten „Freien Volksstaat Bayern“ und die nachfolgende „Münchner Räterepublik“ bekämpft hatte. Der Eisner-Mörder Graf von Arco auf Valley war zeitweilig Mitglied dieser Thule-Gesellschaft.
Der Völkische Beobachter hatte nach dem Erwerb durch die NSDAP im Jahr 1920 eine Auflage von rund 8.000 Exemplaren. Diese Auflage wurde bis Herbst 1923 angesichts des Ruhrkampfes auf etwa 30.000 gesteigert. Aber nach dem Hitler-Putsch am 9. November 1923 wurde die NSDAP und damit auch ihr Blatt verboten; es musste sein Erscheinen bis Februar 1925 einstellen.
Mit der Neugründung der NSDAP im Februar 1925 konnte auch der Völkische Beobachter wieder erscheinen, zunächst wöchentlich, aber schon ab März täglich. 1925 lag die Auflage im Schnitt bei 4.500 Exemplaren, kletterte bis 1928 auf etwa 15.000 und stagnierte 1929 bei unter 20.000 Exemplaren. 1930 während der Weltwirtschaftskrise lag die Auflage bei knapp 40.000, erreichte dann zur Reichstagswahl am 14. September 1930 die Marke von 100.000. Von da an pendelte die Auflage um 120.000: 1931 waren es 128.000, 1932 nur noch 116.000 und zu Beginn des Jahres 1933 etwa 127.000.
Erst 1941 überwand der Völkische Beobachter die Millionengrenze und soll 1944 1,7 Millionen Exemplare verbreitet haben. Die letzte Ausgabe des Völkischen Beobachters vom am 30. April 1945 konnte offenbar nicht mehr ausgeliefert werden.
Bis 1933 war das Erscheinen des Völkischen Beobachters 34mal für kürzere oder längere Zeit verboten worden – am längsten wie beschrieben zwischen November 1923 und Februar 1925. In dieser Zeit rettete sich der Eher-Verlag mit seinem im Sommer 1923 gegründeten Buchverlag über die Runden. In diesem Buchverlag erschienen ab 1925 Hitlers Mein Kampf Band 1 und zwei Jahre später der zweite Band. Und weitere Bücher von NS-Größen wie Rosenberg oder Goebbels.
Nach 1933 baute Max Amann, seit 1922 „Reichsleiter für die Presse in der NSDAP“ und nun Präsident der „Reichspressekammer“, den Eher-Verlag zum Zentralverlag der NS-Partei und damit zum marktbeherrschenden Pressekonzern aus, mit dem Völkischen Beobachter als wichtigstes Objekt. Bis 1933 war die Parteizeitung vor allem als Kampfblatt aufgetreten – nun nach der Machtübernahme entwickelte es sich zu einem staatsoffiziellen Organ, nachdem Staat und Partei identisch geworden waren. Redaktionelle Schwerpunktthemen waren Antiparlamentarismus, Nationalismus und Antisemitismus. 1933 und 1934 übernahm der Eher-Verlag zudem einen großen Teil der lokalen und regionalen Gau-Blätter, von denen viele in finanziellen Schwierigkeiten steckten.
Max Amann hatte im Verlauf der 30er Jahre mehrere Unternehmen des Hugenberg-Konzerns erworben sowie zahlreiche bürgerliche Verlage. Der Eher-Verlag wurde daraufhin in drei Verlagsbereiche gegliedert: In die „Standarte-Verlags- und Druckerei GmbH“, in der die rund 70 Gauverlagsgesellschaften untergebracht waren. Dann die „Herold Verlagsanstalt GmbH“ als Auffanggesellschaft für zugekaufte bürgerliche Verlage wie die Frankfurter Societätsdruckerei mit der Frankfurter Zeitung sowie die früheren Ullstein-Blätter, die jetzt im „Deutschen Verlag“ erschienen. Dazu ab 1940 die „Europa-Verlags-GmbH“ für alle ausländischen Verlage in den besetzten Gebieten. 1944 erwarb man dann noch von Hugenberg den Scherl-Verlag, bis dato das letzte größere privat betriebene Verlagsunternehmen. 1944 soll der Eher-Verlag nicht zuletzt durch die Papier-Kontingentierung rund 82,5 Prozent der Zeitungsauflagen kontrolliert haben.
Beitrag zum Eher Verlag im Historischen Lexikon Bayern
Wichtige Periodika aus dem Eher-Verlag:
Der Völkische Beobachter (1920)
Illustrierter Beobachter - Wochenillustrierte (1926)
Der Angriff – Gauzeitung der Berliner NSDAP (1927)
Der SA-Mann – Kampfblatt der obersten SA-Führung, bis 1931 als Beilage im Völkischen Beobachter, ab 1932 als eigenständische Zeitung (1928)
Akademischer Beobachter – Kampfblatt des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (1929)
Nationalsozialistische Monatshefte – zentrale politische und kulturelle Zeitschrift der NSDAP (1930)
Die Brennessel – eine Satirezeitschrift (1931)
Unser Wille und Weg – Monatsblätter der Reichspropagandaleitung (1931)
Die Nationalsozialistische Parteikorrespondenz, kurz NSK – ein Pressedienst, der ab 1933 von allen Zeitungen bezogen werden musste (1932)
Das Schwarze Korps – Zeitung der Schutzstaffeln der NSDAP (1935)
Die Bewegung – Zeitung für Studenten (1935)
Gauzeitungen und NS-Provinzpresse – eine Auswahl:
Bayerische Volkszeitung, Nürnberg
Bodensee-Rundschau, Konstanz
Der Angriff, Berlin
Der Donaubote, Ingolstadt
Der Eisenhammer, Gau-Zeitung für die Rheinpfalz
Der Freiheitskampf, Sachsen
Der Führer, Gau Baden/Karlsruhe
Der Nationalsozialist – Kampfblatt der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, später Thüringer Gauzeitung, Weimar
Der nationale Sozialist für Rhein und Ruhr, Großgau Ruhr/Elberfeld
Die Westfälische Landeszeitung Rote Erde, Gaugebiete Westfalen Nord und Süd
Elbetal-Zeitung, Gau Sudetenland/Aussig und Leitmeritz
Flensburger Nachrichten, Flensburg
Fränkische Tageszeitung, Nürnberg
Fränkische Volks-Nationalstimme, Gau Mainfranken
Frankfurter Volksblatt
Hessische Landes-Zeitung, Gau Hessen-Nassau/Darmstadt
Münchner Beobachter – Beiblatt des Völkischen Beobachter
Münchner Wacht – ab 1930 Die Front
Nationale Stimme, Würzburg/Schweinfurt
National-Zeitung, Essen
Neue Front, Ruhr
Nordwestdeutscher Freiheitskämpfer, Oldenburg
NSZ-Rheinfront/NSZ-Westmark, Gau Saarpfalz/Saarbrücken
Ostfriesische Tageszeitung, Gau Weser-Ems
Preußische Zeitung, Königsberg
Schleswig-Holsteinische Tageszeitung, Itzehoe
Stargarder Tageblatt, Gau Pommern
Westdeutscher Beobachter, Gau Köln/Aachen
Westfälischer Beobachter, Gau-Organ in Gelsenkirchen
Westfalenwacht – Für Freiheit und Brot, für die ländliche Bevölkerung