Die Gegenwart

Die Gegenwart war eine kulturpolitische Halbmonatsschrift, die bereits am 24. Dezember 1945 in Freiburg im Breisgau erschien, lizensiert von den französischen Besatzungsbehörden. Herausgeber waren ehemalige Redakteure der Frankfurter Zeitung wie Ernst Benkard, Bernhard Guttmann, Robert Haerdter, Albert Oeser und Benno Reifenberg. Sie hatten sich mit dem Verleger Erich Stückrath zusammengetan und die Franzosen gemeinsam überzeugt, dass nach der langen Unterdrückung von Pressefreit seit 1933 eine Zeitschrift mit Zugang zur internationalen Presse und mit Berichten aus ganz Deutschland Sinn machen und Erfolg haben würde. Bei den französischen Behörden stießen sie damit auf Verständnis.

Mit der Pressefreiheit war es dann anfangs aber noch nicht so weit her: Die Franzosen bestanden anders als geplant auf Doppelnummern – also auf monatliches Erscheinen – weil Paris so genügend Zeit hatte, die jeweiligen Inhalte kritisch zu überprüfen. Mit anderen Worten, Zensur ausüben zu können.

Die Gegenwart berichtete in der Tat aus ganz Deutschland, aus allen vier Besatzungszonen, und konnte anfangs auch überall vertrieben werden. In der Sowjetzone allerdings mit zunehmenden Einschränkungen.

Nach der Währungsreform 1948 entschloss man sich zum zweimal monatlichen Erscheinen. Ab Herbst 1950 erschien Die Gegenwart dann in Frankfurt am Main, verlegt von der Frankfurter Societäts-Druckerei, dem alten Verlagshaus der Frankfurter Zeitung. Herausgeber waren nun Max von Brück, Michael Freund, Robert Haerdter, Fritz Hauenstein, Herbert Küsel, Albert Oeser, Benno Reifenberg, Friedrich Sieburg und Dolf Sternberger. Der neue Verleger hieß Werner Wirthle, Chef der Societäts-Druckerei.

Dort wurde Die Gegenwart bis Ende 1958 verlegt – die letzte Ausgabe nach 13 Jahren erschien am 27. Dezember 1958.

Michael Freund, Fritz Hauenstein, Herbert Küsel, Benno Reifenberg und Dolf Sternberger wechselten zum 1. Januar 1959 zur FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung; Robert Haerdter ging zur Stuttgarter Zeitung und Albert Oeser trat, 81-jährig, in den Ruhestand.

 

(hhb)