Kommentar zur Absetzung der Show von Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel
Pressefreiheit ist ein hohes Gut – und zugleich verletzlich. Sie wird nicht nur durch staatliche Eingriffe bedroht, sondern auch durch Populismus, ökonomische Abhängigkeiten und gezielte Kampagnen. Der Blick auf Deutschland und die USA zeigt, wie unterschiedlich die Mechanismen sind.
In Deutschland sind die institutionellen Grundlagen stark. Unsere Verfassung, die staatsvertraglichen Garantien für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die freie Presse sichern die Unabhängigkeit der Medien. Was wir jedoch erleben, ist ein zunehmendes Klima der Polarisierung. Medienschaffende stehen unter Druck, werden bedroht oder diffamiert. Der Fall der NDR-Sendung Klar illustriert das: Hier wurde nicht journalistisch sauber, sondern populistisch gearbeitet – einseitig, ohne die Fakten angemessen zu berücksichtigen. Dass eine Redaktion mit solchen Standards in der Konsequenz ausgetauscht wird, ist kein Angriff auf die Pressefreiheit, sondern Ausdruck journalistischer Selbstkontrolle.
Ganz anders die Lage in den USA: Dort sehen wir, wie politische Macht direkt gegen missliebige Stimmen eingesetzt wird. Die ► Absetzung prominenter Formate wie der Show von Jimmy Kimmel nach Kritik an Trump-Vertrauten ist ein alarmierendes Signal. Hier geht es nicht mehr um interne Qualitätsdebatten, sondern um die systematische Ausschaltung kritischer Stimmen durch politischen und wirtschaftlichen Druck. Reporter ohne Grenzen spricht nicht zufällig von einer Erosion der Meinungsfreiheit.
Die Lektion aus beiden Fällen ist klar: Pressefreiheit stirbt nicht plötzlich, sondern schleichend – durch Populismus, politische Einflussnahme, wirtschaftliche Erpressung. Wir dürfen das nicht hinnehmen. Journalismus muss unbequem sein dürfen, er muss sich Fakten verpflichtet fühlen und darf sich nicht dem Druck von Macht oder Meinung beugen.
Das Haus der Pressefreiheit versteht sich als Mahner und Anwalt dieser Prinzipien. Wir treten dafür ein, dass kritischer, faktenbasierter und freier Journalismus bestehen bleibt – in Deutschland, in Europa, weltweit. Denn Pressefreiheit ist kein Privileg der Medien, sondern das Recht einer Gesellschaft, informiert zu sein.
Peter Lewandowski, Vorstand Haus der Pressefreiheit e. V.