Max Ophüls-Publikumspreis für ISTINA

Der vom Haus der Pressefreiheit unterstützte Film "ISTINA" (Wahrheit) gewann auf dem renommierten Filmfestival Max Ophüls Preis den Publikumspreis als bester mittellanger Film. Der Film von Absolventen des Filmjahrgangs der Hamburg Media School ist all den Medienschaffenden gewidmet, die täglich ihr Leben für die Presse- und Meinungsfreiheit riskieren.

Vor zwei Wochen feierte der Film ISTINA (Wahrheit) erfolgreich seine Weltpremiere auf dem renommierten Filmfestival Max Ophüls Preis und gewann dort den Publikumspreis als bester mittellanger Film.

Am 6. Februar 2023 wurde der Kurzfilm über das gefährliche Leben einer mutigen Fotojournalistin in (aus) Serbien vor rund 1.000 Gästen aus Politik, den Medien und der Kreativwirtschaft bei der Family & Friends-Vorführung „HMS on Screen“ präsentiert. Jelena, die Hauptdarstellerin wird in Serbien von rechtsextremen Gruppierungen bedroht und flieht daraufhin mit ihrer Tochter nach Deutschland. Doch auch in ihrer neuen Heimat erlebt sie immer stärker werdende Anfeindungen und Bedrohungen.

Der Film von Absolventen des Filmjahrgangs 2023 der Hamburg Media School ist all den Medienschaffenden gewidmet, die täglich ihr Leben für die Presse- und Meinungsfreiheit riskieren. Deshalb zählt das Haus der Pressefreiheit zu den Förderern dieses anspruchsvollen Projekts mit Drehtagen vor Ort in einem Land, das auf der von Reporter ohne Grenzen veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit auf Rang 79 steht.

 

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Wir haben die beiden HMS-Absolventen Creative Producer Christian Siée und Regisseurin Tamara Denić nach ihren Eindrücken bei den Dreharbeiten gefragt.

 

 

Copyrights Portraits: HMS / Max Schlehuber

Tamara Denić

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Christian Siée

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Ihr eindrucksvoller Film zeigt die teils dramatischen Einschränkungen bei der Berufsausübung bis hin zu den Auswirkungen auf Freunde und Familie einer Journalistin. Auf welche Weise haben die Erlebnisse vor Ort bei den Dreharbeiten Ihren heutigen Blick auf die Bedeutung von Medien und Pressefreiheit für Menschen und Gesellschaft beeinflusst?

Der Ausruf “Lügenpresse” ist ja bereits seit einigen Jahren allen ein Begriff. Wie heftig aber die Anfeindungen und Bedrohungen von Medienschaffende sein können, haben wir vor allem durch die Recherche vor den Dreharbeiten erfahren. Das waren zum einen die Gespräche mit zahlreichen Journalist:innen aus Deutschland und Serbien, die uns ihre persönlichen Geschichten anvertrauten. Das war für unseren Autoren David M. Lorenz und mich als Creative Producer sehr eindrücklich. Dazu nahmen der Kameramann André Stahlmann und Tamara Denić, Regie, zum anderen selbst an zwei Querdenken-Demos teil. Bei einer Großdemo in Leipzig begleiteten wir das Fotojournalisten-Kollektiv Vue.Critique zusammen mit deren Begleitschutz Between the Lines. So konnten wir sehr nah miterleben, was es bedeutet, heutzutage als Pressevertreter:innen auf solchen Demonstrationen zu arbeiten – und zwar unmittelbare Anfeindungen, Beschimpfungen und körperliche Gewaltandrohungen.

Wie viele Journalist:innen unter solchen Umständen ihren Job noch weiter ausüben können im Hinblick auf ihre eigene Sicherheit und die ihrer Familie, bereitet uns große Sorgen. Denn es ist bereits bemerkbar, dass immer weniger Nachwuchs ausgebildet wird. Dazu fielen in den Gesprächen Sätze wie: „Ich weiß nicht. ob ich die Kraft habe, diesen Beruf weiter auszuüben“. Kommt dann noch Familie dazu, stellt sich für viele ganz unausweichlich auch die Frage, welches Risiko sie noch verantworten können. Serbien könnte man in dieser Hinsicht als eine Art Extrembeispiel sehen, in welche Richtung sich die Lage auch in Deutschland und anderen Ländern, in denen die globalisierte Rechte Zulauf bekommt, schlimmstenfalls entwickeln könnte.

 

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Haben Sie den Eindruck, dass der Stellenwert der Presse- und Meinungsfreiheit von Bürgern und Zivilgesellschaft angemessen wertgeschätzt wird?

Es ist schwierig, darauf eine allgemeingültige Antwort zu geben, da dies je nach Region und gesellschaftlicher Gruppe sicher variiert. Wir denken aber, dass womöglich das Bewusstsein oder das Wissen über die Situation bei einigen fehlt. Freie Berichterstattung ist für uns eine Selbstverständlichkeit, in anderen Ländern aber ein Privileg, auf welchem wir uns nicht ausruhen sollten.

In der Praxis sollten wir uns als Gesellschaft immer wieder bewusst machen, welche Verantwortung wir uns gegenüber und den Menschen in anderen Ländern gegenüber haben. Leider wird gerade der Begriff der Meinungsfreiheit heute von vielen rechtsradikalen, diskriminierenden Bewegungen missbraucht. Umso mehr müssen wir uns dafür einsetzen, dass Meinungsfreiheit nicht bedeutet, Hass und Fake News zu verbreiten.

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Wie geht es jetzt weiter mit dem Film „ISTINA“, wo wird man ihn sehen können?

Die Uraufführung von ISTINA (Wahrheit) und der Publikumspreis Mittellanger Film beim 44. Filmfestival Max Ophüls Preis 2023 sind eine ganz besondere Ehre und wir hoffen, dass der Film auf vielen weiteren nationalen und internationalen Filmfestivals in der Welt angenommen wird. Dazu planen wir Screening-Veranstaltungen und sind offen für Kooperationen und Zusammenarbeit mit Organisationen, Vereinen, Unternehmen, Stiftungen o.ä., um so viele Menschen wie möglich zu erreichen und damit Aufmerksamkeit für die so akute Lage der Pressefreiheit in der Welt. Der Austausch mit dem Publikum liegt uns persönlich sehr am Herzen.

 

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Copyrights Stills: HMS

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Trailer zum Film

ISTINA (Wahrheit) hatte Weltpremiere auf dem renommierten Filmfestival Max Ophüls Preis (23.01. - 29.01.2023), dem wichtigsten Nachwuchsfilmfestival im deutschsprachigen Raum

Interview zum Film in der ARD Mediathek