Henri Nannen

Henri Nannen wurde am 25. Dezember 1913 in Emden geboren. 1933 machte er dort sein Abitur, brach eine Lehre zum Buchhändler ab und begann, im Wintersemester 1933/4 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Kunstgeschichte, Philosophie und Literaturwissenschaften zu studieren und wurde freier Mitarbeiter bei der Fachzeitung „Die Kunst“ und beim Reichssender München. Während des 2. Weltkrieges diente er als Kriegsberichterstatter bei der Luftwaffe.

Nach Kriegsende gründete Nannen die „Hannoversche Neueste Nachrichten“, die er bis 1947 herausgab. Am 3. Juni 1948 ließ Henri Nannen in Hannover den „Verlag Henri Nannen GmbH“ registrieren. Am 1. August 1948 erschien die Zeitschrift „Stern“ zum ersten Mal. 1951 hatte Nannen alle seine Anteile an den Verleger Gerd Bucerius verkauft. Er blieb jedoch für Jahrzehnte Chefredakteur des „Stern“, 1981 wurde er Herausgeber des Blattes, das eine wöchentliche Auflage von mehr als 1,8 Millionen Exemplaren erreichte.

 

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Nannen machte den „Stern“ zum erfolgreichsten Magazin Europas und sorgte für spektakuläre journalistische Höhepunkte. Er startete die Aktionen „Jugend forscht“ und „Jugend trainiert für Olympia“, er unterstützte die neue Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt, machte Schlagzeilen mit der Titelgeschichte gegen den § 218 „Wir haben abgetrieben“, sammelte 1973 mehr als 21 Millionen Mark Spenden für Hungernde in Äthiopien. Er stiftete den „Erwin Egon Kisch-Preis“, mit dem die besten Reportagen des Jahres ausgezeichnet werden, und initiierte 1979 die Journalistenschule von Gruner+Jahr, die 1983 in „Henri Nannen Schule“ umbenannt wurde.

Im selben Jahr zog er sich aus dem aktiven Journalismus zurück, nachdem die damals im „Stern“ veröffentlichten „Hitler-Tagebücher“ als Fälschungen entlarvt worden waren. Er konzentrierte sich fortan auf seine Rolle als Förderer von Kunst und Kultur. Er stiftete sein gesamtes Vermögen und seine umfangreiche Kunstsammlung der von ihm ins Leben gerufenen Kunsthalle in Emden. Henri Nannen ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes, des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse und Ehrenbürger seiner Heimatstadt Emden.

Am 13. Oktober 1993 starb Henri Nannen in Hannover an einer Krebserkrankung. (ms)

 

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"Doch kein Vorbild mehr? Recherchen über Henri Nannens Rolle im Nationalsozialismus beschädigen seinen Nimbus. Doch was der »stern«-Gründer für die Demokratie getan hat, war nachhaltiger als alles, was er sich vorwerfen lassen muss" von Theo Sommer in der Zeit vom 7. Juli 2022